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Römische
Architektur.
steinernes Theater, welches nur halb soviel, wie das des
Scaurus, doch immer noch die gewaltige Zahl von vierzig
tausend Zuschauern aufnehmen konnte. Als Muster diente
ihm ein griechischer Bau, das 'l'heater zu Mitylene, doch
vergrössert und mit manchen Veränderungen, unter denen
die wesentlichste war, dass er die Sitze nicht auf einem
natürlichen, sondern auf dem künstlichen Felsen eines
bedeutenden Unterbaues ruhen liess. Auch er schmückte
es reich aus; über den Sitzstufen erhob sich der Tempel
der siegreichen Venus (Venus Victrix), zu welchem also
jene hinaufzuleiten schienen.
Im Wesentlichen war die Form des griechischen und
römischen Theaters (obgleich feinere Unterschiede, die
Vitruv ausführlich angiebt, zwischen beiden herkömmlich
waren) dieselbe, nämlich die eines Halbkreises, dessen
Durchmesser die Scena mit ihrer architektonisch festen
Decoration bildete, Während die amphitheatraliseh auf-
steigenden Sitze der Zuschauer in der Kreislinie lagen.
Der ebene Raum, zwischen dem Unterbau der Scena und
dem Fusse der Sitzreihen, die Orchestra, diente bei den
Römern zu Sitzen der Senatoren, bei den Griechen zu
theatralischen Zwecken, auf welche so wie auf die ein-
zelnen Theile der Scena, auf ihre Decoration und deren
Gebrauch hier nicht weiter einzugehen ist. Die Sitze der
Zuschauer stiegen, wie erwähnt, halbkreisförmig über
einander auf bis zu dem obersten Rande, der gewöhnlich
mit einer bedeckten Säulenhalle versehen war. Da die
Bühne gleiche Höhe mit den Sitzen hatte, so bildete das
Ganze einen innern Raum etwa von der Gestalt eines
halben, abgestumpften und umgekehrten Kegels, welcher
für die Erhaltung und Mittheilung des Schalls höchst
vortheilhaft warl Daher wurde diese Form denn auch