Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Das 
ionische 
Kapitäl. 
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aber bei der Verbindung beider Reihen der innere Thcil, 
weil kein Raum für ihn vorhanden war, fortfallen musstel 
Wenn wir über die Entstehung des ionischen Kapitals 
reflectiren, so sehen wir darin eine cigenthümliche Vor- 
aussetzung mit ihren Consequenzen durchgeführt, welche 
nach der Natur der Sache wohl niemals oder nur "ein; 
zelnc Male höchst zufallig bei einem Gebäude vorgekom- 
men sein kann, und es scheint daher  im Gegensatze 
gegen die einfache Nothwendigkeit des dorischen Styls 
 hier eine recht willkürliche Erfindung stattgefunden 
zu haben. Daher hat man denn auch diese Erfindung 
aus verschiedenen vereinzelten Vorgängen herleiten wol- 
len. Vitruv berichtet eine Anekdote, wonach die Voluten 
durch eine Nachahmung der Locken des Frauenhaares 
entstanden seien. Da man anfangs bei dem dorischen 
Style das Fussmaass der natürlichen Gestalt des Mannes 
und daher überhaupt die Verhältnisse des kräftigem und 
breitern Körpers zum Grunde gelegt, sei ein Baumeister 
in Ionien auf den Gedanken gekommen , zu grösserer 
Zierlichkeit die schlanker-n Verhältnisse weiblicher Kür; 
per anzuwenden, welche Beziehung zu einer weiteren 
Nachahmung weiblicher Tracht in den Säulen, namentlich 
der Falten des langen Rockes in den Kanncluren und der 
Locken des Hauptes in den Voluten geführt habe. Durch 
diese Erzählung Vitruvs nicht befriedigt, haben Neuere 
dagegen die_Vermutl1ung aufgestellt, dass man, um. eine" 
Beschädigung der auf den Echinuslzu legenden Platte 
zu verhüten, Blätter, dielnachher fortgezogen werden 
sollten, untergelegt habe, welche dann, durch die Schwere 
des Steins gedrückt und durch ihre Elasticitiit- gekrümmt, 
eine zierliche Form unter den Ecken der Platte gebildet 
hätten, die einem Architekten nachahmenswrerth geschie- 
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