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Römische
Architektur.
gewölbe angewendet, theils zur Bedeckung ganzer Tem-
pel und andrer grosser Räume, besonders aber in schmalen
Verbindungsgängen. In der Zeit der spätem Kaiser
kommt auch das Kreuzgewölbe, jedoch nur in Wenigeil
einzelnen Fällen vor. Eine wichtige Rolle in der römischen
Baukunst spielt die halbrunde oben gewölbte Nische;
häulig bildet sie in grosser Dimension den Schluss des
Tempels und bezeichnet die Stelle für die Aufstellung
des Götterbildes. Bei einer wichtigen Gattung von Ge-
bäuden, von der wir nachher sprechen werden, bei den
Basiliken, ist eine solche grosse halbrunde und gewölbte
Halle, als der Sitz des Gerichts, in beständigem Ge-
brauch. Aber auch sonst, in Tempeln und Sälen, sind
kleinere oder grössere Nischen, zur Belebung der Wand-
lläche oder zur Aufstellung von Bildsäulen sehr beliebt,
so dass in ihnen die häufigste Anwendung der Wölbung
statt findet. Sie bleibt aber immer nur-ein Zusatz, der
nicht organisch auf die Gestaltung des Gebäudes einwirkt.
Bei den Griechen Waren, wie wir sahen, alle andern
Gebäude von architektonischer Bedeutung den Tempeln
nachgebildet, und wir konnten uns daher auf die Betrach-
tung des Tempelbaues beschränken; die römischen Meister
dagegen hatten frühzeitig eine Menge von politischen
und häuslichen Zwecken zu berücksichtigen, welche
eigenthümliche Formen erzeugten." Wir müssen daher
endlich ein rnerkwürdiger Ueberrest auf dem Quirinal, wahrscheinlich
zu den Salluistischen Gärten gehörend. Bunsen, Beschreibung Bonns
Th. III. Abth. 2. S. 383. Unter diesen Trümmern des Quirinals
findet sich auch ein Saal und eine Treppe mit Kreuzgewölben, deren
Ursprung aus der frühen Zeit des Sallustius aber freilich ganz dahin
gestellt bleiben muss.