Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Das 
Pantheon. 
441 
Christenthum nur geweckt worden sind. Der griechische 
Tempel und selbst der römische Prostylus erscheinen uns 
weniger kalt. Jener in seinen geschlossenen Säulenreihen, 
dieser in der einfachen Form des Langhauses giebt uns 
den Eindruck der Andacht, der Richtung auf einen be- 
stimmten, belebten Gott, während in der kreisförmigen 
Halle das Gefühl umherirrt, von allen Seiten gleich, von 
keiner bestimmt angezogen.  
Gewiss ist der Formgedanke des Pantheons , die 
Verbindung des Gewölbes mit dem Rundbau, ein höchst 
einfacher, nicht weniger einfach wie der des griechischen 
Säulenhauses, aber er ist nicht mannigfaltiger Anwendung 
und Entwickelung fähig, wie dieser. Ihm fehlt die zeu- 
gende, poetische Kraft, er gleicht dem abstracten Ge- 
danken des Mathematikers, der bei aller innern Reinheit 
und Wahrheit kein Gefühl, kein Leben erweckt, keine 
entgegenkommende Antwort hervorruft. Das Pantheon 
ist daher höchst bezeichnend für das Wesen des Römer- 
thums, für diese Welteinheit, in welcher das frische 
Leben der Nationen erlischt, für diesen philosophischen 
Monotheismus, in dem die Persönlichkeit und Bestimmt- 
heit der Götter erblasst, und der dennoch niemals Volks- 
glaube, niemals Religion werden kann. 
Dasselbe Princip, die Wölbung mit rundem Unterbau 
zu verbinden, blieb bis auf die letzten Zeiten des römi- 
sehen Reiches vorherrschend; indessen scheinen doch 
auch Rundgebäude wie das Pantheon nicht sehr gewöhn- 
lich gewesen zu seinf). Häufiger wurde das Tonnen- 
4') Andre Bundgebäuile in Rom, welche mit dem Pantheon grosse 
Aehnlichkeithatten, sind der Tempel der Minerva Medica (die Galluze) 
wahrscheinlich zu den Thermen der Cäsarn Cajus und Lncius, dann 
die jetzige Kirche S. Bernardo, zn den diocletianischen Thermen,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.