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Römische
Architektur.
ist. Auch im Innern ist dies bemerklich , indem die
Nischen der Wand mit ihren Säulen einen kleinlichen
und unvortheilhaften Eindruck hinterlassen. Man hat
deshalb vermuthet, dass sie nicht dem ursprünglichen
Plan angehörig, sondern später hinzugefügt seien; allein,
wenn das auch richtig wäre, eine befriedigende Belebung
und Gliederung der Wände hätte sich nicht finden
lassen. Neben der vorherrschenden Kugelgestalt musste
alles Einzelne unbedeutend und überflüssig, als müssigcr
Zusatz erscheinen , wie wir schon die Vorhalle zwar
nothwendig, aber dennoch störend fanden. Es liegt dies
aber nicht bloss in der Verbindung der griechischen
Formen mit dem ihnen fremdartigcn Wölbungsprincip,
sondern besonders in der Art wie das Princip des Rund-
baues hier aufgefasst war; darin dass man es auf die
Kugelform, auf die abstracteste und in sich abgeschlos-
senste Form zurück führte. Auf dem Papier oder für
ein verständiges Raisonnement erscheinen diese einfach-
sten regelmässigsteia Formen sehr wichtig und schön, in
der lebendigen Anschauung werden wir uns aber eines
andern bewusst. Der Eindruck, den das Pantheon in der
Wirklichkeit hervorbringt, ist gewiss ein grossartiger,
aber keinesweges ein unbedingt erfreulicher. Dieser weite
Raum, der sich über uns wölbt wie der Himmel aber
ohne den Lebensathem der Natur und ohne den Hauch
göttlicher Liebe, erscheint kalt und verlassen, wir können
ihn bewundern, aber wir empfinden nicht die wohlthätige
Wärme, mit welcher der Anblick der Schönheit unser
Wesen erfüllt. Ich glaube wohl, dass dies Gefühl der
Entbehrung bei uns mit christlichen Anforderungen zu-
sammenhängt, aber gewiss nur mit solchen, die in der
menschlichen Natur allgemein begründet, durch das