Das
Pantheon.
439
Zusatz, ein angefügter Schmuck, der nicht aus dem
Ganzen hervorgegangen ist. In der 'l'hat wird aus ver-
schiedenen Umständen wahrscheinlich, dass sie nicht im
ursprünglichen Plane lag, sondern erst nach Vollendung
des Rundbaues, wiewohl noch durch Agrippa, hinzukam.
Es mochte eine ästhetische N othwendigkeit sein, welche
dies veranlasste; denn die hohe Mauer des Unterbaues
ohne andere Zierde als die einer einfachen Thür, würde
schwerfällig und plump , wie ein unförmlicher Thurm da
gestanden haben, und es bedurfte eines Vorbaues, der
auf die heitere Feierlichkeit des Tempels vorbereitete.
Auch ist die grade Linie dem Auge so wesentlich in der
Architektur, dass sie wenigstens in einer Vorhalle ange-
geben sein musste.
Bekanntlich ist das Pantheon vollständiger erhalten,
als irgend ein anderes antikes Gebäude. Schon im frühen
Mittelalter zur Kirche geweiht, hat es nur den reichen
lilrzsclnnuck verlorend), und Heiligenbilder sind an die
Stelle der heidnischen Götter getreten. Auch im Aeussern
hat es" nur durch die Hinzufügung zweier überaus häss-
licher Glockenthürme und durch die Erhöhung des Erd-
bodens gelitten; denn ursprünglich führten sieben Stufen
in den Portikus: wodurch das Ganze minder schwer auf
den Boden lastete, sich selbstständiger erhob.
Bei dieser einfachen Regelmässigkeit des Gebäudes
ist es recht anschaulich, dass eine vollständige Verschmel-
zung der griechischen Säulenarchitektur mit dem Princip
der Wölbung und des Rundgebäudes nicht wohl möglich
ü) Noch ilnJahre1632 wurde der Portikus seiner Bronce beraubt,
um daraus das kolossale und höchst unschöne Tabernakel der Peters-
kirche zu Rom zu giessen. Es geschah unter Pabst Urban Vlll. und
die Römer wilzelten: Quod non fecerunt Barbari, fecerunt Barberini.