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Römische
Architektur.
ist nicht auf uns gekommen, auch wurde diese Form
gewiss nur bei kleinern Monumenten angewendet, Mit
Säulen umstellte Rundtempel linden wir in Rom und in
Tivoli, hier mit achtzehn, dort mit zwanzig korinthischen
Säulen; beide sollen der Vesta gewidmet gewesen sein.
Der Tempel von Tivoli ist von gefälligen, edlen Formen,
der römische macht einen weniger günstigen Eindruck;
die Wölbung ist an beiden nicht erhalten. Rundgebäilde
ohne Säulen kennen wir zwar auch nicht in grosser An-
zahl, dagegen gehört das bedeutendste und schönste
Monument römischer Architektur zu dieser "Klasse. Es ist
das berühmte Pantheon.
Marcus Agrippa, bekanntlich der Freund und 'l'och-
termann des August, erhielt von diesem die Erlaubniss
oder den Auftrag, die Stadt mit den prachtvollsten Bau-
ten zu schmücken, namentlich auch mit grossen öffent-
lichen Bädern. Mit diesen stand denn das Pantheon in
Verbindungg). Als 'l'empel war es dem rächenden Ju-
piter (dem Jupiter Ultor) geweiht, aber ausser der Statue
dieses Gottes waren noch sechs andere kolossale Götter-
bilder darin aufgestellt, von denen uns Mars, Venus und
der Divus Julius, der vergötterte Cäsar, genannt werden.
Bekanntlich waren Venus und Mars durch Aeneas und
Romulus die göttlichen Stammältern des römischen Vol-
kes, und das julische Geschlecht nahm sie im engem
Sinne für sich in Anspruch. Die Aufstellung ihrer Bilder
in der Verbindung mit dem Cäsars erscheint daher höchst
bedeutsam und bezeichnete ein Heiligthum , das man
beliebig auf die Verherrlichung des römischen Volkes
oder des julischen Hauses deuten konnte. Es war daher
ein nach der Sinnesweise des August nicht unwichtiges
u) Es
wurde im
Jahre 729
ST- 2
25 n.
Chr.
vollendet.