Rundgebäude.
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sehen Daches liess sich hier nicht anwenden, und ein
durchweg zugespitztes Dach wäre im höchsten Grade
unschön gewesen; der Rundbau fordert nothwendig eine
Wölbung. Dies zusammen war genügend, um die Griechen
von dieser Form abzuhalten; indessen giebt es auch
tiefer liegende Gründe, welche sie bewegen mochten, die
Form des länglichen Vierecks ausschliesslich anzuwenden.
Die grade Linie ist die natürliche der Architektur, weil
sie dem Charakter geometrischer Regelmässigkeit am
Meisten entspricht; da sie nach dem Gesetze der Schwere
in der Höhenrichtung unerlasslich ist, kann sie, ohne
Disharmonie, auch im Grundrisse nicht aufgegeben wer-
den. Ferner muss das Gebäude, um sich als ein Ganzes
von innerem'Leben darzustellen, sich gliedern, in ver-
schiedene Theile zerlegen. Die runde Gestalt giebt aber
den Ausdruck einer gediegenen, unterschiedslosen Einheit;
alles bezieht sich auf den einen Mittelpunkt, keine Ver-
schiedenheit der Functionen, der Haltung einzelner Theile
ist sichtbar. Sie spricht daher ein dürftiges, mechanisches
Wesen aus, in welchem der Gegensatz, auf dem alles
Leben beruht, sich nicht entwickelt hat. Die vierseitige
Form dagegen giebt diesen Gegensatz deutlich und auf
die einfachste Weise, in der Form der Zweiheit, die
aber durch die symmetrische -Wiederkehr der Seiten und
durch den Abschluss des Ganzen wiederum zur Einheit
Die
bei
verbunden wird.
allen Zeiten und
vierseitige Form ist daher auch zu
allen Völkern die vorherrschende
gewesen, und eine Architektur, welche bloss auf runde
Gebäude anwendbar wäre oder nur solche hervorbrächte,
ist gradezu undenkbar.
Daher ist denn auch die Zahl der römischen Randge-
bäude gewiss niemals sehr gross gewesen. Ein Monopteros
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