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Römische
Architektur.
Augustus scheint man das korinthische Kapitäl , wie es
von der alexandrinisch-griechischen Baukmuist überliefert
war, rein beibehalten zu haben, wir finden es hier noch
mit Geschmack und Zierlichkeit angewendet. Später
schien auch diese vollste Zierde der Säule nicht mehr
reich und prächtig genug, und es kam nun das sogenannte
römische oder zusammengesetzte Kapital auf. Diese
einzige Erfindung, wenn man sie so nennen darf, der
Römer im Bereiche der Säulenordnungen erscheint bei
den uns erhaltenen Monumenten zuerst am Bogen des
Titus Etwas völlig Neues gab sie aber nicht, sondern
sie bestand nur darin, dass man das ionische Kapitäl
gewissermassen dem korinthischen einverleibte. An die
Stelle der einfachen Fruchtstengel und derzarten Voluten
setzte man unter die Platte des korinthischen Kapitäls
die grossen Schnecken und den Eierstab des ionischen,
so jedoch dass sich diese Form auf allen vier Seiten
wiederholte. Uebrigens wurde dann die Höhe des kcrin-
thischen Kelches mit den beiden untern Reihen der Acan-
thusblätter beibehalten. Man sieht, es war dabei nicht
bloss auf grössern Reichthum , sondern auch auf eine
schwerere Pracht abgesehen; das korinthische Kapitäl
war dem römischen Geschmacke noch zu zart. Auch wo
man dieses römische Kapitäl nicht anwendcte, brauchte
man häufig das korinthisehe mit manchen Abweichungen,
indem man statt der Blume vor der Platte Adler oder
auch Göttergestalten anbrachte, oder auch mit den Acan-
thusblättern andern Schmuck verband. Es Waren dies
Freiheiten, wie sie auch die Griechen an kleineren Ge-
bäuden gekannt hatten, die aber hier nur immer im römi-
Winkehnanus
WVerke T11.
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