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Griechische
Architektur.
EtWäIS
Künstliches
und
lassen
sich
nicht
mehr
einfach
aus dem Bedürfniss und der Belegung tragender Stoffe
erklären. Gehen wir näher in das Einzelne ein, so findet
sich auch hier zunächst auf dem Säulenstamnne der
Echinus, aber bei weitem zarter, nicht mehr so stark
vortretend, wie am dorischen Kapitäle, sondern als ein
massiger V iertelstab, auch nicht mehr so einfach, sondern
mit einer Verzierung bekleidet, an welcher sich eiförmige
Theile vorzugsweise bemerklieh machen, und die man
daher Eierstab genannt hat. Auf diesem Echinus ist nun
ferner die Platte nicht unmittelbar aufgelegt, sondern es
tritt ein anderer, besonders charakteristischer Körper
dazwischen. Man denke sich einen flachen, elastischen
Stoff in länglich vier-eckiger Gestalt, dessen kleinere Seite
dem Echinus gleich, die grössere aber bedeutend breiter
ist. Diese lege man dann auf den Echinus und zwar so,
dass die überflüssige Breite auf den beiden Seiten gleich-
mässig herabhängt, während auf der Vorder- und Rück-
ansicht der Säule nur eben der Rand jenes flachen Kör-
pers sichtbar bleibt. Demnächst werde der herabhängendc
Theil auf beiden Seiten der Säule lose aufgerollt, und
diese Rolle in ihrer Mitte durch ein Band zusammenge-
zogen, während sie an ihren beiden Enden geöffnet bleibt,
und also die schneckenartigen Windungen des Aufrollens
blicken lässt. Auf diese Weise haben wir die Gestalt
des ionischen Kapitäls erlangt. Es hat hiernach die
Eigenthümlichkeit , dass es nicht, wie der kreisrunde
Stamm der Säule, auf allen Seiten gleich erscheint, son-
dern eine vierseitige Gestalt annimmt, an der nur je zwei
gegenüberstehende Seiten sich gleieherl. Die Vorder-
und Rückseite zeigen uns den Echinus mit den Schlan-
geneierxi von zwei Voluten oder Schnecken eingefasst,