Tempelform.
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blosse Halbsäulen, denen der Vorhalle ähnlich an. Es
war mithin ein blosser Schmuck, die Lüge einer Säulen-'
halle, die nicht existirte. Schon bei altgriechischen Bauten
hatten wir einige Male solche Form gefunden, jedoch
nur als Ausnahme; in der römischen Welt wurde dieses
Scheiuwesen herrschend. Der ionische Tempel der For-
tuna virilis in Rom und der Tempel in Nismes sind Bei-
spiele solcher Bauten aus der besten römischen Zeit.
Von den Tempeln in der Form des Prostylus haben wir
mehrere, mehr oder weniger bedeutende Ueberreste, so
namentlich die Tempel zu Pola. in Istrien, zu Assisi, der
sogenannte Tempel der Sibilla zu Tivoli, der des Anto-
ninus und der Faustina in der Nähe des Forums in Rom.
Zu den Tempeln mit einem umherlaufenden Säulengange,
von denen uns [Teberreste erhalten sind, gehört der des
Mars Ultor (gewöhnlich als Tempel des N erva bezeichnet)
in Rom. Endlich kannten die Römer auch kreisrunde
Tempel, die aber doch nur in einzelnen und seltenem
Fällen vorkamen, und von deren Eigenthümlichkeit wir
erst Weiter unten sprechen werden, nachdem wir die
Behandlung der Einzelheiten näher betrachtet haben.
In den architektonischen Details schlossen sich die
Römer, wie gesagt, meist an die Griechen an, doch so,
dass sie manche Formen derselben nicht aufnahmen, an-
dre mannigfach modificirten. Die doris ehe Ordnung fand
bei ihnen eigentlich gar keine Anwendung, die toscanischc,
welche eine äussere Aehnlichkeit mit derselben hat und
daher gewissermassen an ihre Stelle trat, ist in den We-
sentlichen innern Eigenschaften, in denen welche eigent-
lich die Schönheit des dorischen Styls ausmachen, him-
melweit davon unterschieden. Für diese einfache und
ernste Schönheit, für die feine Harmonie der Verhältnisse