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Römische
Architektur.
des römischen Wesens treten uns gestaltet entgegen.
Jedes Material wurde von den römischen Architekten
mit grossem Geschick behandelt, sie benutzten dabei die
Lehren der Griechen und fügten manches Neue und
Eigenthümliche hinzu. Ihre Erfindungsgabe verliess sie
auch hier niemals, bis in die Zeit des äussersten Ver-
falls der römischen Architektur finden wir noch Neues.
Sowohl der iSteine als der Ziegel bedienten sie sich und
beider in mannigfaltigster Weise, sowohl mit als ohne
Mörtel, bald in scharf gezeichneten Quadern, bald weni-
ger behauen , bei Grundbauten auch wohl in unregel-
mässiger polygonartigcr Form. Von eigenthümlicher Tüch-
tigkeit sind ihre Ziegel, vortrefflich gebrannt, scharfeckig
und hart, von schöner rother Farbe, und meist von andrer
Gestalt, wie die unsrigen, weniger hoch aber länger und
breiter, in den Mauern werden sie durch dünne Mörtel-
lagen verbunden. Eine eigenthümliche Art des Mauer-
werks ist das netzförmige (opus reticulatum), welches
aus quadraten keilförmigen Steinen , oder aus Ziegeln.
besteht, die auf der scharfen Kante liegen, und deren
Linien daher nicht horizontal, dem Boden entsprechend
laufen, sondern sich netzförmig durchschneiden; die Fun-
damente, die Ecken, auch wohl durchlaufende Streifen
einer solchen Mauer bestehen dann in horizontalen Lagen
von Quadern. Auch in andrer Weise verbanden sie oft
Steine mit Ziegeln, so dass Lagen von beiden wechseln
und jedes Material in andrer Weise zur Dauerhaftigkeit
beiträgt. In allen diesen Formen macht das römische
Mauerwerk den günstigen Eindruck des Saubern, Sorg-
samen, Kräftigen, und namentlich ist jene netzförmige
Gestalt anziehend, weil die diagonal durchschneidenden
Linien etwas Ungewöhnliches und Kühnes haben, das