Ihr
Verhältniss.
Zllf
Kunst.
417
hervor, als in den beiden andern Künsten, obgleich sie
auch in diesen nicht fehlen. Eine gesonderte Betrachtung
der Künste ist daher auch hier wieder erforderlich. Da-l
gegen bedarf es der Unterscheidung verschiedener Epo-
chen innerhalb dieser griechisch-römischen Kunst nicht,
sie behielt im Wesentlichen dieselbegeistige Richtung
bei, und die Aenderungen, welche sie im Laufe ihrer
guten Zeit vielleicht erhielt, sind wenig bedeutend. Der
Anfang dieses Zeitabschnitts ist nicht scharf begränzt;
er beginnt im letzten Jahrhundert der Republik, wenig-
stens gestatten uns Nachrichten und Monumente nicht,
die Annahme eines ausgebildeten römisch-griechischen
Styls weiter hinaufzurückexi. Unter August etwa hatte
dieser Styl [Seine Blüthe vollkommen erreicht, unter den
ersten Cäsarn dauerte sie unverändert fort. Zur Zeit
des 'l'itus scheinen die römischen Eigenthümliclnkeitcn
etwas einseitiger und härter hervorzutreten, doch so,
dass sie den Eindruck noch nicht wesentlich schwächen.
Hadrians rege Kunstliebe greift dann in alle Zweige
künstlerischer Leistungen ein, aber eher nachtheilig als
fördernd, indem eine materielle Eleganz den geistigen
Trieb mehr schwächt als erweckt. Mit den Antoninen
oder doch sogleich nach ihnen beginnt die Zeit des Ver-
falls; die Lebensansicht der alten Welt Wich nun andern
Tendenzen; fremde, asiatische Religionen fanden mehr
und mehr Eingang und zerstörten den Sinn füi die schöne
heitere Form.
Dieser Verfall, der dann bis zur Zerstörung des
abendländischen Reichs stets zunahm, ist aber nicht so-
wohl eine Erscheinung auf dem Boden der griechisch-
römischen Kunst allein, als der gemeinsame Abschluss
des geistigen Lebens der alten Welt, die Vermittelung
II. 27