4-14
Römer.
ihrer unvermeidlichen Thätigkeit eine
geben, sich den Gestalten schöner
anzuschliessexx. Freilich konnte die
edlere Richtung zu
Naturentsvickelnng
römische Freiheit
damit nicht bestehen, sie verschwand mit der alten repu-
blikanischen Strenge, aber durch den mildern Geist, den
die verwandte griechische Cultur dem römischen WVesen
gab, durch die Anwendung ihrer vielleicht zu freien und
idealen Tendenz auf das Praktische des Lebens entstand
jener immerhin edle und schöne Zustand, dessen sich das
Reich in den beiden ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit
erfreute.
Aber auch in dieser spätem Zeit , mitten unter den
Kunstwerken, welche erlaubter oder unerlaubter Weise
in Rom aufgehäuft waren, blieb noch ein Theil jenes
catonischen Eifcrs zurück. Ciccro verwahrt sich nicht
blcss in öffentlicher Rede förmlich gegen den Verdacht
der Kunstkenncrschaft, sondern er erklärt auch in Schrif-
ten, die doch nur an die Gebildeten gelangten, die Liebe
zur Kunst für-eine unmännliche Abhängigkeit, der höhern
Freiheit eines Römer-s unwürdig d). Auch blieben die
Römer nicht bloss in der Uebung, sondern auch in der
Schätzung der Kunst immer zurück. Jener Plinius, wel-
cher der Kenntniss der Kunst und.ihrer Geschichte den
grössten Flciss widmete, urtheilt über ihre Werke doch
immer nur nach ganz äusserlichen Rücksichten, nach der
technischen Behandlung des Stoffes, nach sentimentalen
Beziehungen oder nach einer pedantischen Moral, welcher
das feinere Ethische der Schönheit verborgen ist. Für
höhere ästhetische Begriffe bildete nicht einmal die latei-
nische Sprache bezeichnende Wörter, wie dies Plinius
bei dem Worte: "Symmetriaa ausdrücklich bemerkt; man
Jenes
der
Verres,
gegen
Rede
dieses
Parad. 5,