4-12
Römer.
und Aberglaube gleich, nur zu billigen, wenn sie berge-
bracht; der alte Glaube der Götter, zum Spou; zu ein-
würdig, lässt ihn kalt; selbst dem dürftigsteil Wahne
widerspricht er nicht, aber das Christenthum, das er
näherer Kenntniss nicht würdigte, erscheint ihm wie die
menschenfeindlichste Superstitioil. S0 geht er, wie in
tiefer Dämmerung unter schwach beleuchteten Gestalten
ohne Hoffnung des Lichts.
Für die Ausbildung des Schönheitssiinles war die
verständig-praktische Richtung der Römer offenbar nicht
günstig. Aber dennoch ist ihr Verhältniss zur Kunst ein
sehr wichtiges, sie nehmen auch in unserer Geschichte
eine bedeutende Stelle ein. Während die Etrusker, ob-
gleich auch ihnen die rechte Begeisterung und der Sinn
für höhere Schönheit abging, dennoch die Kunst in den
Kreis ihrer Bestrebungen zogen, waren die Römer sich
von zAufang an des Mangels der Anlage bewusst; sie
rühmen sich ihrer als einer Eigenschaft, mit welcher ihre
Tugend, ihre Kraft zusammenhängt. Bekannt sind die
schönen Verse Virgils, in denen er den Anchises weissa-
gend den Charakter und die Schicksale des römischen
Volks andeuten lässt. Da spricht denn der Stammvater
der Quiriten es gradehin aus: Andre mögen den Marmor
beleben, dem Weichen Erze Athem verleihen , Roms
Künste sind die Völker beherrschen, die Stolzen bekrie-
gen, der Schwachen schonen. In diesen Worten des
kunstliebenden und kunstreichen Dichters auf dem Gipfel-
punkte römischer Bildung liegt nicht etwa eine Bitterkeit,
nicht die Resignation, mit der man eingesteht was nicht
geläugnet werden kann, sondern das volle Selbstgefühl