Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

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Römen 
der 
römischen 
Welt 
bei 
aller Herrlichkeit 
und 
der Macht 
Blüthe war es nicht anders, dieser äussere Glanz barg 
stets einen innern Kampf. Zur Zeit der Republik war er 
weniger bemerkbar, weil ein höchst energisches, edles 
Streben die Gemüther beschäftigte, und sie siegreich von 
Erfolg zu Erfolg aufwärts führte. Da erschien denn 
grade jene altrömische Strenge und Härte als eine 'l'ugend, 
weil sie dies innerliche Bewusstsein des Widerspruchs 
unterdrückte, damit es nicht den Muth des kämpfenden 
Volkes schwächte. Als aber das Ziel erreicht war, als 
mit der Weltherrschaft sich auch das ruhigere System 
der kaiserlichen Regierung ausbildete , da. wurde der 
Zwiespalt auf das Schrnerzlichste empfunden. Die edelsten 
Gemüther sind unter solchen Bedingungen die härtesten, 
weil sie mit begeisterter Treue an den Formen hängen, 
deren vollendete Ausbildung die nächste Vorzeit gewährte. 
Daher ihr Widerstreben gegen die monarchischen Ten- 
denzen, welche freilich aus demselben Grunde nicht rein, 
sondern mit egoistischen Zwecken auftraten, daher ihr 
verzweifelnder Schmerz, als sie das Alte nicht mehr auf- 
recht halten konnten. Obgleich die Alleinherrschaft un- 
entbehrlichwar, lebte doch auch noch in allen Gemüthern 
der Gedanke der Republik; die Monarchie kam daher 
auch nie zu einer festen Verfassung, sie blieb stets eine 
Herrschaft der Willkür ohne feste Formen, ein fort- 
dauernder Zustand iieberhaften Wechsels, dessen lange 
Dauer die kernhafte Gesundheit der alten Welt oder die 
Fügsamkeit der menschlichen Natur beweiset. 
Ebenso war es in religiös er Beziehung. Der Gedanke 
einer innern Einheit alles Religiösen schwebte allen Völ- 
kem der alten Welt vor, deshalb glaubten sie ihre Götter 
überall wieder zu finden, ohne über die Namen zu streiten.
	        
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