Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

408 
R Ö m e 1'. 
lösung der Seele mit Ergebenheit zu fügen. Nur darin 
zeigt sich die Verschiedenheit der Römer, dass sie nicht, 
wie die Griechen , leicht über den ernsten Gedanken 
fortschlüpfen, sondern sich viel damit beschäftigen. Sie 
bekämpfen mit griechischen Waffen die einheimischen, 
etruskischen Lehren. Zu einem festen, begeisterten V olks- 
glauben kam es aber auch in dieser Beziehung nicht; die 
Römer waren nicht auf das Jenseits angewiesen, sie fühl- 
ten ihre Aufgabe in dem äussern, irdischen Leben. 
Die eigentlich geniale Leistung des römischen Volks 
war die Ausbildung des Rechtsbegriffes. In der orien- 
talischen Welt war die Einheit des Ganzen überall als 
eine völlig einfache und gediegene aufgefasst, in welcher 
für die freie Entwickelung des Einzelnen keine Stelle 
blieb. Das griechische Ideal ging zwar grade auf die 
Freiheit des Menschen aus, verband aber damit durch 
eine poetisch schöne, doch praktisch unausführbare An- 
forderung die Gestaltung des Ganzen. Erst in Rom 
sonderten sich diese Sphären; erst hier verstand man 
jedem das Seine anzuweisen, festzustellen, wie weit die 
Rechte des Einzelnen , der Familie, des Standes und 
endlich des ganzen Staates oder Volkes gingen. Dies 
Bestreben war von Anfang an das vorherrschende im 
römischen Volke, es übte auf alle seine 'l'hätigkeiten 
einen gebieterischen Einiluss aus, es setzte mit IIäi-te 
ein, um später Billigkeit und Festigkeit zu vereinigen. 
In dieser Beziehung verdanken Wir Spätern der römischen 
Welt unendlich viel; wenn die Griechen uns in manchen 
Gebieten höherer Begeisterung als Vorbild erscheinen, 
in praktischen Beziehungen stehen uns die Römer näher. 
Der Rechtsbegriß war eine tiefere Anerkennung der 
Persönlichkeit und ist deshalb auch dem Christenthume
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.