Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

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Römen 
Wesens sich zurückhalten. Es war dies wohl etwas 
Verwandtes, aber doch sehr Verschiedenes von jener 
schönen griechischen Mässigung, die nicht wie ein Opfer, 
wie ein Zwang, sondern als die höchste Zierde des Ein- 
zelnen selbst erschien. Der Grieche war Mensch im 
vollsten Sinne des Wortes, indem er Bürger war; der 
Römer erkannte den Unterschied und verzichtete nur auf 
manches Natürliche zu Gunsten des Staates. Jener, viel? 
leicht in einer schönen Täuschung, hielt beides für eins, 
dieser war sich der Zweiheit bewusst und suchte nur der 
Trennung zuvorzukommen. Hieran knüpft sich eine andre 
Eigenthümlichkeit des römischen Wesens. Die Einheit 
ist Sein, die Zweiheit Haben; die Kunst des Besitzes, 
des Erwerbens und Erhaltens lag daher tief im römischen 
Charakter. Die Republik hatte nicht bloss die Bedeutung 
einer innern Gliederung des Volkes, sondern auch die 
eines Gegensatzes gegen die draussen stehenden, welcher 
nur durch Kampf und Sieg, durch Unterjochung derselben 
gehoben werden konnte. Eben dies kriegerische Element 
sprach sich auch im Innern aus; jeder Stand, jede Familie, 
jeder Einzelne musste zunächst auf die Erhaltung seiner 
Rechte denken, auch hier war eine gewisse Härte nicht 
bloss verzeihlich, sondern selbst Tugend. Jener Cato, 
der Censor, der gegen sich selbst so streng war, dass 
er sich jedes feinem Geräthes wie eines Uebels ent- 
äusserte, rühmte sich aber auch seiner Härte gegen seine 
Sclaven, die er durch strenge Arbeit brach ohne ihrem 
Alter Nachsicht zu schenken. Uneigennützig in der Ver- 
waltung öffentlicher Gelder, schämte er sich doch des 
Wuchers nicht, und pries den als einen bewundernswiir- 
digen Mann, der sein Erbgut bedeutend vergrössert hin- 
terlasse. Solche Männer waren die Vorbilder römischer-
	        
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