Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

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Römen 
fühlten, dass ihre Tugend auf einer Zurückhaltung mensch- 
licher Empfindungen beruhete, für welche die Gewöhnung 
an den Anblick des Schrecklichen heilsam sein konnte. 
Diese Härte des römischen Sinnes äussert sich selbst 
in den zartesten Verhältnissen; nicht bloss der Sohn, 
sondern auch die Gattin ging in das Eigenthum des 
Hausvaters über, man musste freiere Formen erst erfin- 
den, um die alte Strenge zu mildern. Die Freundschaft, 
bei den Griechen der Gegenstand so schöner Begeisterung, 
erscheint zwar auch bei den Römern in sehr schöner 
Gestalt, aber mehr als Dankbarkeit. Sie beruht auf ge- 
genseitigen Verdiensten und Wohlthaten (meritis und 
beneiiciis), man schuldet sie sich (debetur)  In der 
schönsten Zeit des römischen Volks bildeten sich dabei 
zwar sehr wohlthätige und milde Formen und Rücksich- 
ten aus, Humanität und Urbanität wurden anerkannt und 
gefordert, aber diese Milde war dennochimmer mehr 
äussere Cultur als die unbewusste Gestaltung des innern 
setzt er hinzu, welche Freude kann es einem gebildeten Manne ma- 
chen, wenn entweder ein schwacher Mensch von dem kräftigen Thiere 
zerrissen oder das edle Thier vom Jagdspeer durchstoclnen wird? 
VVurum er dennoch diese verachteten Spiele besuchte, können wir 
vermuthen, wenn er an andern Stellen (adQnint. fratr. II. 156. ad 
Att. IV. 15.) seinen Freunden mittheilt, so oft, das Volk ihn beim 
Eintritt mit Applaus empfangen hat. In dem republikanischen Rom 
durfte man keine Gelegenheit unterlassen, sich dem Volke zu zeigen, 
die Gunst desselben zu erproben. Auch würde er so missfällige 
Urtheile über diese Volksneigung wohl nicht, uusser in so vertrau- 
lichen Aeusserungen gewagt haben. In seinen Schriften (Tusc. 11.17) 
spricht er vorsichtiger. Einigen, sagt er, schiene das Schauspiel der 
Gladiatoren grausam und unmenschlich; ob dem so sei, wisse er nicht, 
wohl aber sei es den Augen das lu-äftigste Mittel wider Schmerz 
und Tod. 
4') Cicero im Laelius spricht sich ztvar anders aus und giebt ein 
höheres Bild der Freundschaft. Imlessen entspricht die Wirklichkeit 
den philosophischen Redensarten nicht.
	        
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