Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

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Römen 
nicht so rein um ihrer selbst willen geliebt, sondern wegen 
ihrer Nützlichkeit. Sie ist nicht, wie die der Griechen, 
das Werk der Freiheit, sondern sie hat etwas von der 
Härte des Zwang-es oder von der Unredlichkeit _des 
Scheines. Wenn es erlaubt ist christliche Begriffe zur 
Vergleichung heranzuziehen, so nähert sich die römische 
Tugend der Werkheiligkeit des Gesetzes, die griechische 
der Unbefangenheit des Glaubens. Aus dieser Grundan- 
sicht der Römer ging denn auch eine entschiedene Vor- 
liebe für alles Starke, ja selbst Harte hervor; ihr Ideal 
War Selbstübenvvindung, es war kriegerisch, und jeder 
Sieg über weichere Gefühle hatte etwas ihren Augen 
Wohlgefalliges. Daher die rücksichtslose Consequenz 
in der Anwendung rechtlicher Begriffe. Die väterliche 
Gewalt, das Recht des Hausherrn über seine Sclaven , ja 
sogar die Ansprüche der Gläubiger an die Person des 
Schuldners gehen bis zu der Befugniss des Verkaufens, 
des 'l'ödtens. Daher die Neigung zum Selbstmorde, nicht 
aus einer schwärmcrischen Begeisterung für ein besseres, 
jenseitiges Leben, sondern aus einer tugendhaften Rück- 
sicht auf die Pflicht eigner Würde, auf die Rolle, welche 
man vor den Augen der Welt spielen, auf das Beispiel, 
welches man geben müsse. 
 Eine sehr charakteristische Erscheinung dieser innern 
Härte des römischen Sinnes sind die Gleadiatoren- 
spiele. Die Kämpfe der Griechen waren eine Uebung 
männlicher Kraft und Geschicklichkeit; nur Freigeborne 
traten dabei auf, die feinsten Züge körperlicher Gewandt- 
heit und muthigen Sinnes wurden von den Zuschauern 
aufgefasst, und die höchste Begeisterung fand würdige 
Gegenstände. In diesem Sinne waren solche Spiele in 
Italien niemals üblich; die Sondcrung der Stände, die
	        
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