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Etruskischc
Kunst.
die
Griechen
haben
wir
schon
oben
berührt.
Beiden
war das Element der Persönlichkeit gemein und daher
eine republikanische Neigung. Aber bei den Griechen
gestattete sie sich als die höchste Freiheit, die, eben
weil sie keinen Gegensatz in sich aufstellt, unmittelbar
zur demokratischen Einheit, zu dem zwanglosen Bande
der Vaterlandsliebe wird; bei den Etruskern herrscht ein
Geist der Trennung. Das Land zerfällt in Städte, die
Stadt in Familien, die Familie in Einzelne; nur durch
Verträge, durch die Gemeinsamkeit des Vortheils und
der Rechte, wird dies Vereinzelte wieder verbunden. So
war denn auch die Religion der Griechen ein Werk der
Freiheit, der Ausdruck uneigennütziger Verehrung, die
der Etrusker Zwang und bewusste Absicht. Wenn
diese hiedurch ungünstiger erscheinen, so knüpft sich
daran auch wieder ein Vorzug. Diesem Geiste der Son-
derung stellte sich auch der Gegensatz des Guten und
Bösen scharf und entschieden vor Augen; er wurde
daher auf eine strengere Moral, auf das Gefühl der Rein-
heit und der Schuld hingeführt, und ihm damit ein Blick
in'die Innerlichkeit des Menschen geöffnet. Aus diesen
Verschiedenheiten erklärt sich denn auch das Abweichende
der Kunstrichtungen. Jene reine, freiwillige Harmonie
der griechischen Kunst, jene selige Vollendung der
menschlichen Gestalt, jene schöne Aeusserlichkcit konnte
hiernicht erreicht werden, eine Ilärte des Kampls, ge-
waltsames Ringen mischte sich überall ein, an den ein-
zelnen Gestalten herrschten die Züge der gemeinen
Natur, des beschwerlichen Lebens vor. Aber durch jenes
_ Gefühl der Innerlichkeit machte sich auch ein Bedürfniss
der Verbindung, der Gruppirung geltend, welches in der
Kunst sich als der erste Anfang eines malerischen Princips