Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Vergleichende 
Schlussbctrachtung. 
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einem durchgeführten Systeme der Castenverfassungt 
Statt der einen zusammenhängenden Gliederung der Na- 
tion, finden wir hier eine Zweiheit, Patrieier und Volk, 
statt der durchgängigen Abhängigkeit des Einzelnen von 
der natürlichen Geburt, eine Grundlage geistiger Freiheit, 
auf welcher nur bestimmte Rechte lasten. Dort erscheinen 
die Menschen in einem Zustande natürlicher Unfreiheit, 
die Casten stehen wie die Geschlechter der Thiere neben 
einander, das ganze System des sittlichen Lebens trägt 
den Stempel der N othwendigkeit, wie die Natur. Hier 
ist die Freiheit zwar beschränkt, aber durch bestimmte 
Vorrechte, also durch ein Werk menschlichen Ursprungs 
und, wenigstens der Form nach, der Freiheit selbst. Aehn-  
lieh ist auch der Unterschied der Religion und ihrer An- 
wendung auf das Leben. Dort ein allumfassendes System, 
die Personification der Natur in ihren grossen, wieder- 
kehrenden Erscheinungen; das Leben von dem Wandel 
der Gestirne, von dem regelmässigen Wechsel der Jah- 
reszeiten und der bestimmten Natur des Landes abhängig. 
I-Iier ein ursprünglicher Gegensatz, jedem Einzelnen seine 
Genien beigegeben, schwarze und weisse; die Kunde der 
Zukunft zur Richtschnur der Ilandlungen erforscht und 
zwar nach der Beobachtung höchst zufälliger Ereignisse. 
Hier also ist alles vereinzelt, persönlich, dort im Zusam- 
menhange des Ganzen. So finden wir auch den Unter- 
schied der Kunst; dort alles einfach, an Naturgestaltung 
erinnernd, grossartig, die menschliche Gestalt noch nicht 
zum freien Leben entwickelt, aber in ruhiger, gemässig- 
ter Haltung; hier im Gegentheil alles vereinzelt, nach 
Individualität strebend , im starken Kampfe begriffen" 
gewaltsam ringend. 
Aehnlichkeit und Verschiedenheit in Beziehung auf
	        
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