Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

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Etruskische 
Kunst. 
dass 
tend 
dennoch ihre Eigenthümlichkeit unbewusst sich gel- 
machl; und sich treu bleibt. Wir finden darin einen 
neuen Beweis 
der Kunstform 
von 
und 
dem tiefen innern Zusammenhange 
der Sinnesweise. Eine Geschichte, 
welche sich zur Aufgabe gestellt hat, diesen Zusammen- 
hang im Auge zu behalten, findet daher wohl Veranlassung 
dies Volk mit andern zu vergleichen. 
Frühere Archäologen hielten häulig die etruskisehe 
Kunst (wie die altgriechische, mit der man sie damals 
oft verweehselte) der ägyptischen verwandt und nahe- 
stehend. In künstlerischer Beziehung ist das nun wohl 
sehr unrichtig; dagegen sind manche Aehnlichkeiten des 
geistigen Charakters beider Völker nicht zu verkennen. 
Zunächst die überwiegende Religiosität beider, die Nei- 
gung, jede Handlung des Lebens mit einer religiösen 
Feier in Beziehung zu bringen, die Beschäftigung mit 
dem Gedanken an den Tod. Dabei eine gewisse Absicht- 
lichkeit des Religiösen, eine Rücksicht desselben auf das 
Moralische , dem es, äusserer Herrschaft ungeachtet, 
diente. Endlich, was wir als die Quelle beider Erschei- 
nungen ansehen dürfen, eine herrschende Priesterschaft, 
auch bei den Etruskeril an die Geburt geknüpft. Dennoch 
sind auch im Geistigen die Verschiedenheiten offenbar 
überwiegend. Will man die Priester der Etrusker, weil 
sie nur aus einem Stande hervorgingen, eine Caste nen- 
nen, so ist sie es doch in ganz anderm Sinne, wie bei den 
Aegyptern. Die Patricier sind nicht bloss Priester, son- 
dern auch weltliche Herrscher, und, was die Ialauptsache 
ist, nicht alle Stände sind durch die Geburt fixirt, bei 
dem Volke ist Freiheit der Wahl, bei den Vornehmen 
weniger Pflicht als Vorrecht. Es liegt daher hier eine 
ganz andere Richtung des Geistes zum Grunde, wie in
	        
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