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Etruskische
Kunst.
dass
tend
dennoch ihre Eigenthümlichkeit unbewusst sich gel-
machl; und sich treu bleibt. Wir finden darin einen
neuen Beweis
der Kunstform
von
und
dem tiefen innern Zusammenhange
der Sinnesweise. Eine Geschichte,
welche sich zur Aufgabe gestellt hat, diesen Zusammen-
hang im Auge zu behalten, findet daher wohl Veranlassung
dies Volk mit andern zu vergleichen.
Frühere Archäologen hielten häulig die etruskisehe
Kunst (wie die altgriechische, mit der man sie damals
oft verweehselte) der ägyptischen verwandt und nahe-
stehend. In künstlerischer Beziehung ist das nun wohl
sehr unrichtig; dagegen sind manche Aehnlichkeiten des
geistigen Charakters beider Völker nicht zu verkennen.
Zunächst die überwiegende Religiosität beider, die Nei-
gung, jede Handlung des Lebens mit einer religiösen
Feier in Beziehung zu bringen, die Beschäftigung mit
dem Gedanken an den Tod. Dabei eine gewisse Absicht-
lichkeit des Religiösen, eine Rücksicht desselben auf das
Moralische , dem es, äusserer Herrschaft ungeachtet,
diente. Endlich, was wir als die Quelle beider Erschei-
nungen ansehen dürfen, eine herrschende Priesterschaft,
auch bei den Etruskeril an die Geburt geknüpft. Dennoch
sind auch im Geistigen die Verschiedenheiten offenbar
überwiegend. Will man die Priester der Etrusker, weil
sie nur aus einem Stande hervorgingen, eine Caste nen-
nen, so ist sie es doch in ganz anderm Sinne, wie bei den
Aegyptern. Die Patricier sind nicht bloss Priester, son-
dern auch weltliche Herrscher, und, was die Ialauptsache
ist, nicht alle Stände sind durch die Geburt fixirt, bei
dem Volke ist Freiheit der Wahl, bei den Vornehmen
weniger Pflicht als Vorrecht. Es liegt daher hier eine
ganz andere Richtung des Geistes zum Grunde, wie in