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Etruskische
Plastik.
Verzierung. Der Styl dieser Arbeiten ist ungleich, im
Ganzen haben sie ein höheres Alter wie die Aschenkisten,
doch nähert sich die Auffassung oft mehr der griechischen.
Die Darstellungen sind meistens einem andern mytholo-
gischen Kreise entnommen, wie die der Aschenkisten,
namentlich kommen hier die dort seltenen Mythen des
Bacchus und Hercules häufig lvor. Der Grund dieser
Verschiedenheit scheint einfach darin zu liegen , dass
man zu jenen Graburnen düstere, tragische, zu diesem
Schmuckgeräthe heitere, üppige Sagen aus der griechi-
schen Mythe entnahm wobei es denn höchst merk-
würdig ist, dass der Dienst des Bacchus, Welcher an den
römischen Sarkophagen eine so ernste Bedeutung hat,
hier noch so leicht gewürdigt wurde. Auch hier finden
Wir nun die Gegenstände meist in einer dichtgeschlosse-
nen, nach der Mitte geordneten Gruppe. Mit Recht hat
man bemerktw), dass die Anwendung des malerischen
Princips hier noch charakteristischer ist , als auf den
Aschenurnen, iveil eine Sonderung der Figuren (wie sie
in den griechischen Vasenmalereien beständig vorkommt)
bei solchen Linearzeichnungen noch natürlicher ist, als
K. O. Müller a. 21.0. II. 255. 358. Die Annahme mystischer
Beziehungen ist hienach für ungegründet zu halten. Nach den neueru
umfassenden Ausgrabungen hat man auch über die Entstehung dieser
Arbeiten weitere Aufklärungeil zu erwarten. Da auf diesen Bronce-
werken die dargestellten mythologischen Personen meistens mit Na-
mensiuschrifteu iu elruskischer Bildung versehen sind, so wird sich
(laraus auch vielleicht Näheres über die Zeit und Art der wahrschein-
lich sehr frühemVerpllanzurlg dieser griechischen Sagen nach Italien
ergeben. Von vorzüglicher Schönheit ist die in Praenesle gefundene
Kiste, jetzt im Collegium ßonlanum, mit einer Qarstelliulg aus der
Geschichte des Argonantenzuges, im Style griechischer Arbeit nicht
unwürdig, ilach den Beischrifteil wahrscheinlich italiseheix Llrsprungs.
Müller und Oestcrley Taf. 61. Nr. 309.
Kugler,
Hanllhluch
260.