Aschenkistenl.
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mythisch-historische Darstellungen, die andre mehr oder
weniger allegorische_Beziehungen auf den Verstorbenen
enthält. Zu diesen gehören 'l'riumphzüge, der Abschied,
Reisen zu Ross oder auf Seeungeheuern als Allegorie
der '1'0deswanderung , endlich Kämpfe , die ohne alle
individuelle Bezeichnung einzelner Mythen nur eine alle-
gorische Bedeutung haben. Jene sind meistens aus den
tragischen Sagen der Griechen, namentlich aus den Mythen
des thebanischen oder trojanischen Krieges, besonders
der Irrfahrten des Ulysses, der Leiden des agamemnoni-
schen Hauses, oder aus der Geschichte des Theseus und
des Perseus genommen. Sie sind aber keinesweges N acl1-
ahmungeii griechischer Werke; nicht bloss 'l'racht und
Arehitekturfsind ungriechisch, sondern häufig auch die
etruskischen Genien eingemischt. Diese Sagen scheinen
daher ganz zu einheimischen geworden zu sein, und es
ist nicht unwahrscheinlich, dass man ihnen eine allegori-
sche Deutung auf die Schicksale der Seele nach dem
Tode unterlegte. Dagegen kommen Darstellungen aus
dem Sagenkreise des Bacchus und Hercules , und die
andern Gegenstände, welche auf den römischen Sarko-
phageu sich wiederholen, hier selten vor, und dieser
Umstand ist bemerkensiverth, weil er einen Aufschluss
über die Entstehungszeit dieser Aschenkisten giebt. YVir
sehen hier zwar eine Aufnahme griechischer Mythen,
aber eine frühere, eigenthümliche, nicht die, welche von
ltom aus sich über die ganze Welt verbreitete. Auch das
Architektonische lässt nicht auf römische Zeit schliessen,
die Ornamente sind zwar häufig schon griechisch, die
Gebäude selbst aber, wenn solche in den Darstellungen
vorkommen, hetrurischen Styls. Aus allem diesem kön-
nen wir schliessen, dass die Mehrzahl dieser Kisten,