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Etrurisclmc
Plastik.
mit der Gans im Museum zu Leyden ist nicht ohne An;
muth, aber eher weichlieh. S0 sehen wir in allen diesen
Werken eine verständige Richtung auf die gemeine Natur
ohne den höhern, idealen Formensinn und den poetischen
Schwung der Phantasie, welcher die Griechen niemals
verliess. Die etrurische Kunst begleitet also die griechi-
sche nur auf den Stufen und, in den Richtungen, Wo der
Schönheitssinn weniger mächtig hervor-tritt; weder an der
Zierlichkeit des hieratisehen Styls, noch an der gross,
artigen Freiheit des hohen Styls hat sie Antheiliii).
Sehr interessant sind sowohl durch die Gegenstände
als durch die Art ihrer Darstellung die Asehenkisteniiiii),
welche sich in grosser Zahl in verschiedenen Museen in .
und ausser Italien, besonders aber in der Sammlung zu
Volterra finden, hier in Alabaster, sonst meistens in Tuf-
stein gearbeitet. Sie gehören ihrem Style nach keines-
wegs einer ganz frühen Zeit an, ebensowenig aber, wie
wir unten näher sehen werden, darf man sie in eine ganz
späte bringen. Es sind viereckige Kisten, zu klein um
den Körper eines Menschen aufzunehmen, und daher nur
zur Bewahrung der Asche bestimmt. Auf dem Deckel
sieht man gewöhnlich die liegende Porträtiigur des Ver-
storbenen, an den Seiten ziemlich hoch gearbeitete Re-
liefs 330i). Ihren Gegenständen nach zerfallen sie in zwei
Klassen, von denen die eine bestimmte mythische oder
1') Die Antiquare aus und vor Winkehnanns Zeit halten zum
Theil altgriechische Arbeiten für etrurische, und sind daher mit Vor-
sicht zu gebrauchen.
M) Uhden, über die Todtenkislen der alten Helrurier in den
Abhandlungen der Berliner Akademie 1816 bis 1819.
h") Im Museum von Volterra sind zwei grössere Särge, zins-
reichend für eine vollständige Leiche, die aber spätem Siyls scheinen.
Uhllßh a. a. 0.