Erhaltene
Statuen.
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aufwärts, wie im Reden zu einer versammelten Menge
begriffen. Die Haltung ist nachlässig, indem die Brust
etwas zurück liegt, der Unterleib Vortritt, die Kniee eine
schlaffe Biegung machen, die Füsse einwärts stehen.
Schon hierin zeigt sich ein Mangel des Sehönheitssinnes
und jenes höhern Styls, der sich bei den Griechen mit
aller N aivetät des Porträts verband. Das kurzgesehnittene
I-Iaupthaar ist weder in grosse Massen gelegt, wie bei
den frühem griechischen Statuen, noch weich und mit
der Andeutung des Leichten bearbeitet, wie in den spätem
Werken aus der Kaiserzeit. Der Mantel endlich senkt sich
in schweren Falten, unter denen das Auge nirgends den
Ruhepunkt einer grösscnl, Faltenfreiexx Masse hat, welche
die Körperform unter dem Gewande andeutete und einen
edeln Wechsel von Licht und Schatten hervorbrächte.
Das Ganze giebt den Eindruck eines verständigen Mannes
mit einiger Lebendigkeit, es hat aber nichts von dem
Erfreuenden höherer Kunst.
Die Chimära (ein mehrköpfiges Ungeheuer, nämlich
die vollständige Gestalt eines Löwen, aus dessen Leib
aber noch der Hals einer Ziege hervorwächst und dessen
Schweif in eine Schlange endigt, die in das Horn der
Ziege beisstj hat den Ausdruck eines Wilden und grim-
migen Wesens; die Mähne ist in Reihen starrer Haare
gelegt, die Knochen und Muskeln sind nicht ohne Kennt-q
niss der Natur sehr kräftig angegeben, die Umrisse haben
überhaupt etwas Hartes. Auch die Wölfin im Kapitol
ist von steifer Zeichnung der Haare, aber kräftig. Der
neu aufgefundene Krieger aus Todi scheint einer spätem
Zeit anzugehören, und soll an die argivisch-sikyonische
Schule der Griechen, mithin an die, Awelche pedantischer
die Natur im Einzelnen nachahmte, erinnern. Der Knabe