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Etruskische
Plastik.
derselben sieht man Centauren in der Form dargestellt,
dass sie vorn eine vollständige männliche Gestalt zeigen,
der nur hinten der Rossleib anwächst; wir wissen, na-
mentlich nach der Beschreibung des Pausanlias vom Kasten
des Kypselos, dass sie auch in Griechenland "in früherer
Zeit so abgebildet wurden. Auf einem andern sieht man
bewaffnete Reiter im schnellen Fluge der Rosse; Men-
schen und Pferde sind nur angedeutet, aber an beiden
lebt schon alles. Hieran reihen sich einige geschnittene
Steine, meistens in der Berliner Sammlung, der eine mit
einer Gruppe der Helden, die von Argos gegen Theben
zogen, theils sitzend, theils stehend, im Kriegsrathe; ein
anderer den Tydeus dar-stellend, der in gewaltsam gee
bogener Stellung sich mit dem Messer das Oel und den
Staub des Kampfplatzes abschabt. In diesen Arbeiten
und in einigen andern Reliefs finden wir eine Aehnlieh-
keit mit den griechischen Werken jener frühem Epoche,
in welcher das Gewaltsame und Heftige vorherrscht; die
Gewänder sind in viele kleine Falten gebrochen, die
Muskeln des Körpers übermässig und hart heraustretend.
Einer weiter vorgesehrittenen Entwickelung der Kunst
gehören die obenerwälmten Broncestatuen an, unter denen
besonders der Redner der florentinischen Sammlung wich-
tig ist. Er ist offenbar Porträt, die Ziige des bartlosenit)
Antlitzes sind individuell mit dem Ausdrucke der Sorgen
und Bedenklichkeiten des Lebens, die Falten und Runzeln
mit Sorgfalt wiedergegeben, er streckt den rechten Arm
4') Auch auf den Aschenkisiexi kommen häufig barllose Männer
vor, so dass die Sitte den Bart abzunehmen bei den Etruskerxi älter
gewesen zu sein scheint, wie bei den Römern. Winkelmanns Schluss,
dass diese Statue eben deshalb einer spätem Zeit zuzuschreiben sei,
ist daher nicht richtig. S. Winkeimanns Werke, mit der Anmerkung
von Fernow, Th. 3. S. 189. u. Nr. 660.