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Etruskische
Plastik.
im Ganzen zogen sie für freistehende Statuen das Erz
und selbst den Thon vor. Die Statue des Jupiter im
capitolinischen Tempel und ebenso die Bildsäulen, mit
welchen sie die Giebelfeldei- der Tempel zu schmücken
pflegten, waren in diesem Stoffe gearbeitet. Ueber den
Grund dieses den fügsamenl Stoffen gegebenen Verzugs
haben wir keine Nachrichten. Der Mangel eines edeln
Steins war es nicht, denn die Marmorfelsen von Carrara
lagen offen zu Tage. Vielleicht ist er darin zu suchen,
dass die Plastik sich nicht aus der Architektur, sondern
aus den für den Luxus des Hauses beschäftigten IIand-
Werken entwickelte. Daher blieb man an Gebäuden bei
dem Gebrauche des Thons stehen, während die Goldarbei-
ter auch zum Erzgusse übergingen. In der That waren
die Etrusker dem Luxus des Mctallschmuckes überaus
ergeben; an der 'l'racht, an Rossen und Wagen, bei
öffentlichen Aufzügen liebten sie diesen Glanz , und
tyrrhenische Schalen und Leuchter waren auch bei den
Griechen berühmt.
Diese Beschaffenheit des Materials erklärt es, dass
so wenig grössere Werke auf uns gekommen sind, da
die Vergänglichkeit des Thons und der liletallwerth des
Erzes der Erhaltung gleich ungünstig waren. Die grössern
Statuen etrurischer Arbeit, welche wir besitzen, sind
sehr bald aufgezählt. Es gehört dahin eine fast lebens-
grossc Statue des Mars oder eines Kriegers im Vaticarl,
erst kürzlich zu Todi gefunden, dann der sogenannte
l-Iaruspex (wahrscheinlich ein Redner) in der Gallerie
zu Florenz , ferner ein sehr anmuthiger Knabe mit
einer Gans im Museum zu Leyden. Endlich sind zwei
bedeutende Thierliguren, eine Wölfin im Capitol und
die Chimära in Florenz zu erwähnen. Alle diese Werke