Grabmäler.
zwei verschiedenartige Theile, die breite, offene Vorhalle
mit ihren Säulen, und die Mauern der gleich grossen
Cella. Dann diese Vorhalle selbst, wo statt des rhyth-
mischen Wechsels von Stämmen und ihnen an Grössc
nahe kommenden Zwischenräumen, diese dünnen Säulen
in ihrer breiten unbestimmten Entfernung von einander
sich vereinzelt darstellten. Auch das weit ausladende
Dach und die stark ansteigende Linie des Giebels, der
mit seiner breiten Masse auf diesen schwachen Säulen
lastete, mussten den Ausdruck des Leeren , Matten,
Mühsamen geben. Schon Vitruv nennt daher diese Tem-
pelform niedrig, breit, gespreizt und schwerköpfig. Wäh-
rend im dorischen Tempel alles ein kräftiges, in sich
einiges, organisches Leben ausdrückte , erschien hier
überall ein zwiespaltiges, vereinzeltes VVesen, ohne inner-
lichen Zusammenhang, bloss durch ein äusseres Bedürfniss
zusammengehalten. WVir können in dieser Erscheinung
des 'l'en1pels ein Bild des Staatslebens der Etrusker sehen,
wo auch keine organische Einheit, sondern ein Zerfallen
in zwei Hälften, Patricier und Plebejer, und ein riick-
sichtsvolles, scheues Leben statt fand.
Das Einzige, was uns von etruskischer Architektur
erhalten, sind die Grabmäler. Erst durch den antiqua-
rischen Eifer der letzten Jahre hat man an mehreren
Stellen des alten Etruriens die Begräbnissplätze aufge-
fanden, und ihre meist unterirdischen Grabkammern in
ziemlich grosser Zahl geöffnet. Manche davon bestehen
aus grossen verbundenen Räumen, in den weichen Tuf-
stein eingegraben oder in den Fels gehauen, von ein-
fachen viereckigen Pfeilern gestützt. Die Decke ist meist
mit deutlicher Nachahmung hölzernen Sparrwerks verziert,
selbst da, wo sie eine runde, dem Gewölbe ähnliche