Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Verfassung 
und 
Religion. 
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Dem Privatleben der Etrusker wird Prunk und Uep- 
pigkeit nachgesagt; ihre Mahlzeiten waren bei den 
Griechen berüchtigt , römische Dichter nennen sie: die 
feisten Etrusker. Die Künste der Bequemlichkeit und 
des Nutzens waren sehr vervollkommnet , Handel und 
Schifffahrt bliiheten. Die Tracht war der griechischen 
und begreiflichersveise der römischen verwandt, aber doch 
bunter und prunkender. Eigenthümlich sind die hetruri- 
sehen Stiefeln; sie hatten eine hohe Sohle, waren ge- 
wöhnlich roth und mit goldnen Bändern gebunden, und 
gingen bis über die Wade, wo ein ausgezackter Rand 
herabhing. Ausserdem kommt mancher ungriechischc 
Schmuck vor, besonders Halsketten bei Frauen und Kin- 
dern, an denen bei diesen eine Kapsel, die Bulla, wahr- 
scheinlich mit einem amuletartigen Inhalte hängt. I-löheres 
geistiges Leben in Dichtung und Wissenschaft scheint 
sich bei ihnen nicht entwickelt zu haben, es vertrug sich 
nicht mit einem System abergläubisclier Ceremonien und 
unterdrückender Herrschaft; dass aber die Empfänglich- 
keit dafür nieht ganz fehlte, zeigt schon die Aufnahme 
griechistger Mythen. 
Diese wenigen Züge können genügen, um uns ein 
Bild des hetrurischen Volks, das uns bei der Betrachtung 
seiner Kunst begleitet, zu geben. WVir sehen es kräftig, 
verständig, thätig, alles vielleicht in höherm Grade als 
die Griechen, aber mehr auf das vereinzelte, irdische 
Dasein gerichtet. Daher keine Spur von jenem begeister- 
ten Sinne, der leicht vom Himmel zur Erde übergeht und 
auf dieser die Himmlischen sieht; sondern strenge Zu- 
rückhaltung der Sitte, sorgenvolle Herrschaft, abergläu- 
bische Rücksicht. Für den sinnlichen Genuss des Lebens 
War mehr als billige Freiheit gelassen, im geistigen
	        
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