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Etrusker.
seine Penaten, Schutzgötter, mit denen man sich eng
verbunden glaubte , deren Bilder im Hause aufgestellt
waren, und ihre hergebrachte Verehrung erhielten. Auch
in Griechenland glaubten die Städte den besondern Schutz
dieser oder jener Gottheit zu haben, und die Einzelnen
hielten sich in gleicher Weise besonders begünstigt und
verpflichtet; aber es beruhte dies dann auch auf bestimm-
ter Verwandtschaft des Charakters der Gottheit mit den
Vorzügen der Stadt , auf freier Wahl oder besonderer
Meinung des Einzelnen. In Italien hatten die Hausgötter
keine Eigenthüxnliehkeiten, sie waren eben nur der Geist
der Familie. _Wir sehen daher auch hier Wieder von
religiöser Seite her das Band der Familie als das eng-
geknüpfte. Während bei dem Griechen der freie Einzelne
unmittelbar im Verhältniss zum Ganzen des Volks oder
der Stadt stand, bildete hier das Haus eine mittlere
Macht, den Einzelnen näher beschränkend, dem Ganzen
aber auch von seiner Regsamkeit etwas entziehend.
Bei einer solchen Richtung wurden die 'l'ugendei1 des
Familienlebens mehr wie bei den Griechen ausgebildet;
schon das Interesse der Aristokratie brachte eine Beob-
aehtung des Anstandes mit sich. _Wenn wir wenigstens
beim Mangel näherer Kenntniss der etrurischen Sitten
von den Römern auf diese ihre Stammverwandten und
Lehrer schliessen dürfen, ist hier ein Vorzug der itali-
schen Welt nicht zu verkennen; namentlich gewinnen
die Frauen. Die Sitte forderte zwar Unterwürligkeit
gegen Vater und Ehegatten und gestattete ihnen nicht
eigenes Auftreten zur Wahrnehmung ihrer Rechte Aber
sie liess ihnen Freiheit des Umganges und moralischer
Aeusserung, und hielt sie nicht, wie noch zum Theil bei
den Griechen, in Orientalischer Absonderung.