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Extrusker.
und blieb daher unbenannt. Wenn zwei Ströme von ver-
schiedenen Bergen herabfliessend, im tiefern Thale sich
vereinigen, dann verliert der kleinere seinen Namen, aber
seine Wellen mischen sich dem grössern Strome und
trüben seine Farbe, und ein Neues hat unter altem Namen
sich gebildet. S0 auch ging die italische Kunst namenlos
aber nicht wirkungslos in die griechische über, und wir
müssen, wollen wir die Färbung verstehen, die sie im
Römerreiche erhielt, zu den Quellen jener zurückgehn.
Italien wurde in frühester Zeit von vielen unabhän-
gigen Völkerseliaften bewohnt, deren Geschichte aber
mit ihrer Freiheit durch die Ilerrschaft der Römer, auf-
fallend genug, fast ganz erloschen ist. Sie gehörten dem
pelasgischen Stamme an , demselben aus dem die Grie-
chen ihren Ursprung herleiteten; aber sie Waren, sei es
durch Colonisation und Einfälle entfernter-er Völker, sei
es durch eigne Verwilderung, so weit hinter jenen Stamm-
genossen zurückgeblieben, dass sie ihnen entfremdet wur-
den, und dass die Griechen, welche sich später an den
südlichen Küsten Italiens niederliessen, mit ihnen in keine
Verbindung traten, sie als Barbaren behandelten. In der
That scheint auch bei keinem dieser Völker höhere Bil-
dung aufgekommen zu sein, als bei den Etruskeril g),
und wir haben daher diese als die Repräsentanten des
h) Sowohl über die Etrusker wie über die andern altilalischen
Völker sind in Folge neuerer Ausgrabungen und Forschungen weitere
Aufklärungen zu erwarten, welche namentlich auch über den Cultur-
zustand dieser Völker so wie über ihren Zusammenhang mit den
alten Griechen ein helleres Licht verbreiten können. Bis jetzt enthält
das WVerk von K. O. Müller, die Etrusker, Breslau 1828 noch die
beste Zusammenstellung der Nachrichten über dieses Volk. Micali,
Italia avanti il dominio dei Bomani, in verschiedenen Ausgaben und
In ghirami, Monumenti etruschi, geben die reichhaltigste Sammlung
von Abbildungen.