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Griechische
Architektur.
des Stammes, die senkrecht und in der ganzen Höhe
desselben herunterlaufen und durch hervortretende Stäbe
begränzt und von einander getrennt sind. Man hat den
Zweck dieser Verzierung darin gesucht, dass sie dazu
diene, die runde Form der Säulen, die aus der Ferne
oder beim lilangel scharfen Sonnenlichtes leicht übersehen
werden könnte, deutlicher hervorzuheben. Dies werde,
führt man an, dadurch erreicht, dass man auf dem run-
denISchafte grade herunterführende, gleiche Abtheilungen
bilde, durch deren perspectivische Verkürzung an den
Seiten die Ründung sich zeige. Diese Abtheilungen
hätte man denn, um sie schärfer zu marquiren und wegen
der runden Form der Säule, an welcher ein eckiger
Ausschnitt unharmonisch gewesen sein würde, nach einer
flachen Höhlung ausgearbeitett). Indessen die Gefahr,
dass die runde Form dem Auge entgehen könne, scheint
wenigstens bei solchen Entfernungen, bei denen überhaupt
noch auf eine architektonische Wirkung zu rechnen War,
nicht gegründet. Aber allerdings ist es richtig, dass
durch die Kanneluren , durch ihre Verkürzung an den
Seiten und durch den Wechsel von Schatten und Licht,
den sie hervorbringen, der Anblick ein mannigfaltigerer
und belebterer wird und das Kalte und Spröde der ein-
fachen Ründung verliert. Besonders charakteristisch und
wichtig ist, dass durch diese Verzierung, durch das Her-
vortreten der Stäbe und die Vertiefung der Kanneluren
das innere Lebensprincip der Kreisform, das Abstossen
vom und das Einziehen zum Centrum anschaulich wird.
An den ägyptischen Säulen fanden wir etwas Achnlichcs
aber doch sehr Verschiedenes, was besonders geeignet
ü) Rosenlhal, über die Entstehung und Bedeutung
tektonischen Formen der Griechen. Berlin 1830.
der
archi-