Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Philosophische 
Kunstlclu-e. 
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nicht nur den Philosophen angenehm, sondern auch den 
andern wenn sie es schnell thun könnten. Deshalb er- 
freuten sie sich an Bildern, weil sie diese betrachtend 
vergleichen und so darüber urtheileil könnten, was jeg- 
liches Ding sei. Man sieht, dass auch hier eine sehr 
tiefe und begeisterte Kunstlehre noch nicht gedeihen 
konnte, und in der That steht auch die des Aristoteles, 
wie golden und bedeutsam einzelne seiner Erfahrungssätze 
sein mögen, noch auf einer niedrigen Stufe. Indessen ist. 
doch bei ihm schon der Uebergang zu den Auffassungen 
der Spätern zu erkennen. 
Jene platonischen Kunstansichten, auch selbst die 
Widersprüche, welche man darin nachweisen kann, sind 
dagegen höchst charakteristisch für den eigentlich grie- 
chischen Standpunkt. Platon ist offenbar noch nicht dahin 
gekommen, die Kunst von den Lebensaufgaben oder über- 
haupt die theoretischen Elemente von den praktischen zu 
trennen. Seine Philosophie gewährt ihm wohl reine Er- 
kenntnisse, aber diese sind nur ein Mittel; ihr eigent- 
liches Ziel ist ein praktisches, sie soll den Menschen im 
Einzelnen und im Staate zum Guten und Schönen machen. 
Sie ist daher selbst ein künstlerisches Bestreben, und 
zwar das höchste, welches nach den höchsten Ideen und 
nicht bloss zu eitler Ergötzmig, sondern mit der Kraft 
voller Wirklichkeit schafft. Daher blickt er denn auf 
jene andre Kunst, die ohne Einsicht und ohne nützlichen 
Zweck bildet, mit einer Geringschätzung herab, die viel- 
leicht nicht ohne geheime Eifersucht ist; denn auch er 
musste fühlen, dass diesen Künstlern ihr Werk mehr als 
ihm gelinge. Hieraus erklärt sich denn die merkwürdige 
Erscheinung, dass Platon, der Verächter der Kunst, grade 
vorzugsweise die Begeisterung der künstlerisch Gesinnten
	        
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