Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

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Griechische 
Kunst. 
Besonders eifert er gegen die Dichter; von Homeros an 
geben alle nur Schattenbilder der Tugend und der andern 
Dinge, worüber sie dichten, die Wahrheit aber berühren 
sie gar nicht. In seinem Staate werden daher die Künste 
sehr strenge behandelt. Die Tragödie und Komödie 
sind gar nicht geduldet , weil sie die Verherrlichung 
schlechter Gemüthsverfassungen geben; ihre Meister und 
Darsteller werden, wie es in anmuthiger Laune heisst, 
zwar als heilige, wunderbare und süsse Männer verehrt, 
aber, das Haupt mit vieler Salbe begossen und mit Wolle 
bekränzt, in eine andere Stadt geleitet. Auch in der 
Musik sind nur zwei 'l'onarten gestattet, die kriegerische 
oder gewaltige und die besonnene; vielseitige Instrumente 
und Flöten werden verbannt. Ueberhaupt werden die 
Künstler überwacht," und nursolche zugelassen, welche 
eine glückliche Gabe besitzen, der Natur des Schönen 
und Anständigen überall naehzuspüren. 
Bei Aristoteles steht die Kunst schon in höherer 
Achtung;  er hat ihr bekanntlich ein eigenes Buch ge- 
widmet, die Poetik. Hier vergleicht er in einer vielbe- 
sprochenen Stelle die Poesie mit der Geschichte und 
nennt jene philosophischer und vortreiflicher, weil sie 
das Allgemeine und die Dinge, wie sie werden sollten, 
diese dagegen das Einzelne und Geschehene darstelle. 
Zwar setzt auch er den Zweck der Kunst nur in die 
Nachahmung, aber doch in einem weitern Sinne, indem 
er eine dreifache Nachahmung unterscheidet, die von dem, 
was war oder ist, die von dem, was nur in der Sage 
und in der Meinung der Menschen lebt, und endlich die 
von dem, was sein soll. Er nimmt also schon eine Nach- 
ahmung des Gedachten an. Die Bedeutung der Nach- 
ahmung liegt aber im Lehrreichen; denn zu lernen sei
	        
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