Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Philosophische 
Kunstlehre. 
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die Rede, dass die Kunst die Menschen besser machen 
müsse, als sie seien. Der Künstler, Welcher den Jupiter 
oder die Minerva bildet, heisst es an einer andern Stel- 
le "Ü, betrachtet nicht irgend einen, nach dessen Aehnlich- 
keit er die Züge formt, sondern in seinem Geiste steht 
ein Bildniss höchster Schönheit, nach dessen Aelmliehkeit 
er seine Kunst und Hand leitet. Plato will den Maler, 
der einen vollkommen schönen Mann dargestellt habe, 
nicht deshalb tadeln, weil er nicht zu beweisen wisse, 
dass es einen solchen gebe. Allein in andern Stellen und 
zwar in denen, die am Ausführlichsten von der Kunst 
handeln, wird doch nur von der Nachahmung der natür- 
lichen Dinge , und zwar dies in einem sehr niedrigen 
Sinne gesprochen. Merkwürdigerweise steht grade bei 
Platon, dessen ächtgriechischer Kunstsinn in der Aus- 
stattung seiner Dialoge unverkennbar ist, der über das 
Schöne so begeistert und so herrlich philosophirt, die 
Kunst in sehr geringem Ansehn. Die Ideen stammen 
von Gott her, die wirklichen Dinge sind nur die Abbilder 
dieser Ideen und diese Abbilder nun ahmt die Kunst 
ohne Einsicht nach. Zwar spricht er im Phaedrus schön 
von der göttlichen Begeisterung des Dichters, aber er 
spricht hier nicht bloss von der Kunst und die ganze 
Rede beabsichtigt nur die höhere Stimmung des Geistes 
einer nüchternen, einseitigen, entgegenzusetzen. Auch 
hier liegt vielmehr eine ungünstige Ansicht von" der Kunst 
zum Grunde; eben weil den Dichtern die Einsicht fehlt, 
sprechen sie das Richtige, wenn es geschieht, nur aus 
göttlicher Eingebung. Die Kunst ist diesem Denker nicht 
bloss ohne Erkenntniss, sie verbindet sich auch mit den 
schlechtesten Leidenschaften der menschlichen Seele. 
Cic. 
Orat. 
und 
Plato 
de 
ßepnbl. 
484.
	        
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