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Griechische
Kunst.
die Begierde der Römer auf diesen Besitz zu leiten. Von
nun an durften Kunstwerke in keinem über griechische
oder halbgriechische Gegenden gehaltenen 'l'riumphzuge
fehlen. In dem Mithridatischen Kriege des Snlla bemäch-
tigte sich diese Sucht des ganzen Heeres, alle begannen,
wie Sallust erzählt, Statuen, gemalte Tafeln, edle Ge-
fässe zu bewundern, für sich und den Staat zu rauben,
selbst der Tempel nicht zu schonen. Die Häuser und
Villen der römischen Grossen bedurften nun des Sehmuk-
kes von korinthisehem Erze, Gemälden und Marmorwer-
ken. Seit dem Triumphzuge des Pompejus richtete sich
die Neigung auch auf Gemmen, ganze Sammlungen edler
geschnittener Steine wurden in römischen Tempeln nieder-
gelegt. Sogar im Frieden plünderten nun habgierige
Proconsuln und Unterbeamte Tempel und ölfentliche Orte
und der Luxus begann griechische Kostbarkeiten zu häu-
fen. Noch mehr im Grossen wurden diese Räubereien
unter den Kaisern betrieben, Nero holte allein aus Delphi
fünfhundert Statuen zum Schmucke seines goldnen Hau-
ses herbei; und dennoch zählte noch unter Vespasian
ein Römerätyauf der kleinen Insel Rhodus dreitausend
Bildsäulen und meinte, dass zu Delphi, zu Athen und
Olympia nicht weniger ständeil.
Mit den Werken vermochten freilich die Römer nicht
auch die Kunst nach Italien hinüberzuführen, in ihr er-
kannten die Sieger sich als die Besiegten, die italische
Kunst gab ihre Eigenthümlichkeit auf und verschwand
in der griechischen. Zwar blieb auch diese nicht rein
griechisch, die Eigenthünrlichkeiten beider Völker ver-
schmolzen in einander und auch die Kunst" nahm die
Züge jenes gemeinsamen griechisch-römischen Charak-
Plinins
ü) Bei
Iih.