Malerei.
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dem Verschwinden der Freiheit waren die Griechen auf
öffentliche Wirksamkeit und auf sinnlichen Genuss an-
gewiesen; dieses Einleben in die Einsamkeit des Hauses,
das gemüthliche Verhältniss, in das wir selbst mit den
leblosen Gegenständen unserer Umgebungen treten, war und
blieb immer ihnen fremd. Auch fehlte ihnen jene nordi-
sehe Eigenschaft des Humors, der eben das Beschränkte
wohl anerkennt, aber mit einer harmlosen Ironie sein
YVohlgefallen daran hat und auch darin eine Beziehung
auf das Höhere zu finden wciss. Jene Schmutzmalereien,
wie die Alten sie (für ihre Sinnesweise charakteristisch
genug) nannten , gaben daher nur Naturstudien ohne
geistigen Werth oder, Scenen einer burlesken Komik.
Dabei fehlte es denn ohne Zweifel nicht an Karrikaturen
und Leichtfertigkeiten. Plinius erwähnt, nicht ohne Miss-
billigung, eines grossen Bildes von einem gewissen Kte-
silochus, der noch ein Schüler des Apelles war, worauf
Jupiter, den Bacchus gebärend, unter den Händen hülf-
reicher Göttinnen Weibisch stöhnend erschien. Häufig
waren Bilder nach Komödienscenen, und nach der Er-
findung eines Malers, der einen Menschen in lächerlicher
Haltung darstellte und ihn scherzhaft: Gryllus (Ferkel)
benannte , erhielt diese Gattung von Karrikaturen den
Namen der Gryllen.
Man darf aber doch nicht glauben, dass dies etwa
rohe Scherze, ohne allen Kunstwerth waren. Die Feinheit
des griechischen Sinnes und die Mittel einer ausgebilde-
ten Kunst müssen auch in diesen kleinem Arbeiten sich
bewährt haben. Plinius führt bei jenem Pyreikos , dem
Maler der Barbierstuben und ähnlicher Gegenstände an,
dass seine Malereien vollendeten Reizes (consummatae
voluptatis) gewesen, und dass seine kleinen Bilder so