Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Andre 
plastische 
Werke. 
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Unter den auf uns gekommenen Werken des Alter- 
thums mögen noch mehrere Originalarbeiten dieser Zeit 
sein , wie etwa die berühmte Ariadne (früher Kleopatra 
genannt) im Vatican, ein herrliches, schlafendes Weib 
in den edelsten Formen, und der barberinische Faun, 
(jetzt in München) das geistreichste Bild der Trunken- 
heit. Eins der bewundernswürdigsten plastischen Werke 
des Alterthums mögen wir auch in diese Zeit setzen, 
den Torso des Vatiean, der Inschrift zufolge von einem 
sonst unbekannten Apollonius von Athen. Dieses Fragment, 
dessen Kopf, Arme und Beine leider fehlen, zeigt den Kör- 
per eines sitzenden Mannes in kräftigem Alter. Seine 
Muskeln sind stark, wie durch Kämpfe herausgearbeitet, 
aber keinesweges hart, sondern in lebensvoller Weiche, 
mit dem schönsten Schwunge der Linien, die wie sanfte 
Wellen in einander schmelzen. Wenn die Verstümmelung 
dieses Meisterwerks zu bedauern ist, so hat sie für uns 
den Vortheil, uns recht ausschliesslich auf den Theil der 
antiken Kunst hinzuweisen, in welchem sie am Grössesten 
war, auf die bedeutsame Behandlung des Körpers. Mehr 
als vor irgend einem andern Werke fühlen wir hier, wie 
jede Muskel Leben und geistiges Leben ist, und wie 
eine göttliche Hoheit sich mit der vollsten Wirklichkeit 
verbindet. Man glaubt mit Grund, dass der Torso einen 
ruhenden Hercules darstellt, „wie er sich von den Schlac- 
„ken der Menschheit mit Feuer gereinigt, und die Un- 
nsterblichkeit und den Sitz unter den Göttern erlangt 
what"  Dass wir die Darstellung eines Gottes sehen, 
ist nicht zu bezweifeln, denn die Gestalt zeigt nur das 
Nothwendige der menschlichen Bildung, alles Zufällige 
ist verschwunden, Adern und Sehnen sind nicht sichtbar. 
n 
Winkelmann, 
167. 
22a
	        
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