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Vierte
Periode
der
griech.
Kunst.
denken, wenn etwa unsre Bildsäule in Verbindung zu
einer Gruppe anderer Gestalten gestanden hätte. Allein
manche Gründe sprechen gegen diese Auslegungen. Ein
geistreicher Forscheräi) glaubt eine Darstellung aus den
Eumeiliden des Aeschylus, und zwar den Moment darin
zu erkennen", wo der Gott die Furien, die es wagen,
selbst in seinem Tempel zu Delphi den Muttermöriler
Orestes anzufallen, mit strenggebietenden Worten aus
dem Heiligthume hinausweist.
Welches aber auch der Moment sein möge (und viel-
leicht hat der Künstler selbst an mehrere solcher charak-
teristischen Augenblicke gedacht) so ist die Statue in
den edelsten Verhältnissen mit grosseln künstlerischen
Verstande gebildet, und ein Hauch poetischer Begeiste-
rung weht aus ihr dem Beschauei- entgegen. Winkelmanns
enthusiastische Beschreibung dieses Kunstwerks w?) ist
berühmt, und zu schön , als dass ich es mir versagen
dürfte, einige Stellen daraus einzuführen. Er sieht darin
das höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Al-
terthums , die der Zerstörung entgangen sind. "Der
"Künstler," sagt er, "hat dieses Werk gänzlich auf das
"Ideal gebaut und nur eben soviel von der Materie dazu
"genommen, als nöthig war, seine Absicht auszuführen.
„Dieser Apoll übertrifft alle andern Bilder desselben so
"wie der des Homer den der folgenden Dichter. Ueber
"die Menschheit erhaben ist sein Gewächs, und sein
"Stand zeuget von der ihn erfüllenden Grösse. Ein ewiger
"Frühling, wie in dem glücklichen Elysium, bekleidet die
„reizende Männlichkeit vollkommener Jahre mit gefälliger
"Jugend und spielt mit sanfter Zärtlichkeit auf dem stolzen
Feuerbach,
der
vaticalnische
Apoll,
Nül
nborg-
1833.
WVerke Th.