Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Die 
GrIIPPe 
des 
Laokoonm. 
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der höhern Kunst gesprochen; wenn ich nicht irre, besteht 
er hauptsächlich in dieser Ruhe in der Bewegung, in dem 
Mässigen, welches das Momentane zum Ewigen erhebt, 
das Leidenschaftliche läutert. 
S0 war es eine doppelte, allerdings innerlich zusam- 
menhängende Rücksicht, welche Darstellungen wie die 
des Laokoon in der schönsten Zeit nicht aufkommen 
liess, eine künstlerisch psychologische und eine sittlich 
ästhetische. Freilich sind beide dem Erfinder des Laokoon 
noch nicht fremd. Seine Auffassung zeigt uns nicht bloss 
die gewaltsamen Aeusserungen sinnlichen Schmerzes, 
sondern ein geistiges, männliches Erheben (larüber, seine 
Ausführung geht zwar schon ziemlich weit in detaillirter 
N aturwahrheit, aber sie bleibt auch da noch in den Schran- 
ken des edlern Styls; indessen ist dennoch jenes Erheben 
schon mehr die stoisch-herbe Bewältigung, wie sie in 
der römischen Zeit sich ausbildete, als der reine Auf- 
schwung der Seele, und das Sinnliche des Schmerzes 
hat jedenfalls an unserm Mitgefühl einen grossen Antheil. 
Die andere bedeutendste Gruppe, welche uns übrig 
geblieben, ist wahrscheinlich auch ein Werk dieser Zeit; 
sie ist unter dem Namen des Farnesischen Stiers 
bekannt, und jetzt mit den übrigen Stücken der Farne- 
sischen Erbschaft in Neapel. Plinius erwähnt ihrer als 
von Rhodus nach Rom gebracht und nennt die Künstler 
Apollonius und Tauriscus aus Tralles. Auch hier ist der 
Gegenstand ein sinnlich-tragischer. Lykus hatte die 
Antiope verstossen, um sich mit der Dirce zu vermählen; 
die Söhne der ersten Gemahlin  Amphion und Zetus, 
rächen ihre Mutter, indem sie die Dirce von einem Stier 
schleifen lassen. Der Moment ist der, wo die Jünglinge 
die unglückliche Dirce an die Hörner des wüthendeil
	        
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