Kolosse
und
G ruppeu.
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Erbschaft ihrer Vorgänger?) Es wurde viel und gut
gearbeitet, wenngleich so gewichtige Namen wie die des
Phidias und Praxiteles, Polyklet und Lysippus nicht mehr,
vorkommen. Auch hier machte sich die Neigung zum
Kolossalen und Glänzenden geltend. So wurde in Rho-
dus, einer durch Handel bereicherten Insel, am Hafen
eine Statue des Sonnengottes errichtet, die alle frühem
Kolossalbilder übertraf. Sie war das Werk des Claares,
eines Rhodiers, der sich in Lysippus Schule gebildet
hatte, 70 Ellen oder 105 Fuss hoch, die Finger grösser
als sonst ganze Statuen zu sein pflegten. Zwölf Jahre
brachte er bei der Arbeit des Erzgusses zu , indem er
die Theile einzeln formen und giessen, und dann zusam-
mensetzen musste. Vergleichen wir diese Arbeit mit
den toreutischen Bildern der Perikleisehen Zeit, die frei-
lich noch bedeutend in der Grösse zurüekblieben, so ist
bei diesen die sitzende Stellung, der strenge Styl,' der
i) Plinius (H. n. lib. 34. c. 19. in der chronologischen Ueber-
sieht, die er vorausschickt) scheint eine Unterbrechung der Kunst in
dieser Periode anzunehmen. Nach den Künstlern, denen er die 120
Ol. anweist, habe die Kunst. aufgehört, sei dann aber wieder 01.155
aufgebläht, indem die spätem Künstler zwar weit hinter den früher
genannten zuriiclxbliebcni, oder doch riihmenswerth waren. Er weist
ihr also einen Stillstand von etwa 150 Jahren, von der Zeit bald
nach dem Tode Alexanders bis zur römischen Besitznahnne von Ma-
cedonien, an. Indessen bestätigen die einzelnen Nachrichten und die
Denkmäler diese Angabe durchaus nicht, und es muss dahin gestellt:
bleiben, welchen Sinn man der dunkeln Stelle beilegen darf. Vielleicht
bezog Plinius seine Behauptung nur auf Erzbilder (obgleich sie auch
von diesen unrichtig sein würde), vielleicht schrieb er eine verein-
zelte Behauptung eines griechischen Kritikers aus jener Zeit des
angeblichen Wiederaufbliihens, der etwa nur beabsichtigte, einen
seiner Zeitgenossen den alten verehrten Namen gleichzustellen, ohne
Prüfung nach. Jedenfalls kann die Geschichte keinen Gebrauch da-
von machen. S. auch Winkelmanns Werke B. 6. S. 121 u. 227.
Hirt, GeSch. d. bild. K. S. 276.