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Vierte
Periode
gricch.
der
Kunst.
selbst in dem eigennützigen Streite wurde die gewohnte
Achtung und Begünstigung der Kunst nicht vergessen.
Aber freilich ein freies geistiges Leben konnte nicht
gedeihen.
Dieser Zeit wilder Gährung folgte indessen bald
wieder ein friedlicher, geordneter Zustand. Griechische
Fürsten beherrschten nun mächtige Reiche; obgleich
halborientalisch in Sitten und Ansichten laegiinstigten sie
mit gewaltigen Mitteln griechische Kunst und W issen-
schaft. Es entsteht eine Nachblüthe jener bessern Tage.
Die Wissenschaft gewann, wenn auch nicht mehr den
reinen Aufschwung jener frühern Zeit, doch Musse und
Lust zu mancherlei Forschungen; vorzugsweise Alexan-
drien wurde durch die Freigebigkeit der Ptolemäer ein
Sammelplatz griechischer Gelehrten, für die sich hier
nun neue Gebiete öffneten. Die Eroberungszüge Alexan-
ders, die schon anfangs die naturgeschichtlichen For-
schungen des Aristoteles begünstigt hatten , gaben die
Richtung auf geographische und naturhistorische Studien;
die Erklärung der alten Dichter, nanlentliclm des Homer,
ward eine theure Pflicht der Pietät; die Götterlehre
wurde mit Gelehrsamkeit und Liebhaberei ausgebeutet
und zu mannigfaltigen Sagen verarbeitet. Auch die Poesie
blieb nicht unthätig; 'l'heokrit erfand die neue Gattung
der Idylle, in welcher sich griechisches Zartgefiihl mit
anmuthiger Natürlichkeit paarte. Die Neigung zu scharf-
sinnigen Epigrammen begann, der ganze Steif der grie-
chischen Cultur wurde sinnig und gelehrt durchgearbeitet.
Die Philosophie ging auf dem Wege des Platon und
Aristoteles zu neuen Systemen über. Auch die bildende
Kunst erhielt nicht bloss Gelegenheit sich in neuen Auf-
gaben zu üben, sondern sie bewahrte ihr altes Geschick,