Geistige
Veränderungen.
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wilder Krieg, bald durch griechische Kriegskunst und
'l'apferkeit, bald durch List und Verbrechen ausgefochten,
Grosse Reiche wurden erworben und schnell verloren
und der bunte Wechsel des Glücks berauschte die Ge-
müther. Griechenland versuchte es noch einmal sich zur
Freiheit zu erheben; in diesen Versuchen zeigte es sich
am Entschiedensten , wie die alte Kraft gelähmt, der
Geist knechtiseher geworden War. Die Athenienser gin-
gen auch hier voran, indem sie die Gewalt vergötterten,
ein Vorbild des spätem Wahnsinns römischer Schmeiehe-
lei; den Demetrius, den man zum Unterschiede von an-
dern Gleichnamigen Poliorketes, den Städteeroberer nennt,
setzten sie nebst seinem Vater Antigonus unter die Zahl
der Götter, wählten ihnen Priester, und wiesen dem
tapfer-n und geistreichen , aber zügellos ausschweifenden
Krieger den Tempel der jungfräuliehen Pallas zur Woh-
nung an. Dieser Denietrius, der bald als Herrscher
sclnvelgte , bald als liPliichtling umherirrte, bald in Feld-
zügen Entbehrungen und Mühsale aller Art leicht ertrug,
bald in Ueppigkeit sich zerstörte, der daneben als ge-
lehrter Mathematiker in Eriindung von Kriegsmaschinen
sich einen Namen machte, und als Kunstkennei- die Be-
lagerung von Rhodus aufhob, um ein berühmtes Gemälde
des Protogenes nicht zu zerstören, ist das treffendste
Bild dieser Mischung griechischer Cultur und wilder sol-
datischer Rohheit. Es entstand eine Zeit der tiefsten
Entsittlichung, wo alle Laster fast" offen im Schwange
waren. Bald war denn auch Griechenland so verwildert,
dass (wie Plutarch im Leben des Aratus erzählt) es fast
allgemein wurde, Räuberei zu treiben. Dass auch in
diesem Zustande die Kunstübung nicht völlig untergixig,
darf uns nicht wundern; denn Griechen kämpften, und