Resultate.
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der Römer und der neuern Welt. Herodot und 'l'hucydides
schrieben ihre Gesehichtwerke, beide gleich bewunderns-
würtlig, aber in jeder andern Beziehung höchst verschie-
den. Die Philosophie, die man ungeachtet ihrer Vorgänger
eine neue VVissenschaft nennen konnte, entstand. Anaxa-
goras, Sokrates, Plato, Aristoteles folgten rasch auf ein-
ander. Die Medicin hatte ihren I-lippokrates, die Bered_
samkeit ihren Demosthencs. Die Namen, welche in jeder
Gattung das Höchste bezeichnen, finden wir alle in dieser
Epoche, die I-Ieroen der Wissenschaft und der Kunst sind
hier wie in einem elysischen Haine vereinigt. Einzelnes
mag später übertroEen sein, eine so vollständige Ilarmonie
aller geistigen Bestrebungen finden wir niemals wieder.
Daher erscheint uns denn dieser Zeitraum wie der Gipfel
eines Berges, zu dem der WVeg lange Jahrhunderte hin-
durch aufsteigt, von dem er allmälig wieder abwärts geht,
zu dem die weiter Entfernten sehnsüchtig hinblieken.
Betrachten wir aber die Gestalten dieses Zeitraums näher,
so zeigt sich eine andere merkwürdige Erscheinung. So
eng verbunden, so nahe gedrängt die grossen Männer
jeder Kunst und Wissenschaft hier stehn, ist doch ein
grosser Gegensatz unter ihnen nicht zu verlaennexi. Jener
Gegensatz, den wir in der Plastik zwischen Phidias und
Lysippus bemerkten, wiederholt sich , wenn auch mit
verschiedenartig gegliederten Mittelstufen, auf allen Ge-
bieten. Zuerst die grossartige, überirdische Hoheit, dann
die menschliche Grösse, dort die einfacheMajestät der
Gottheit, hier die Mannigfaltigkeit eines reichen irdischen
Daseins. In der Baukunst herrscht anfangs die reine
dorische Regel, später nimmt der zierliche ionische Styl
die Ueberhaild und der korinthische beginnt. In der Trw
gödie haben die hohen und reinen Gestalten des Aeschylus