Sikyonische
Schule.
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pompejanischen Gemälde finden wir dieselbe Darstellung.
Hier ist denn nun freilich nichts Tßidelnsiverthes, da,
besonders bei einem Griechen, das Verhüllen des Hauptes
der natürlichste Ausdruck des Schmerzes war. Immerhin
deutet aber jenes Lob auf eine Richtung, welche Weniger
in der Form, als in einer Poesie des Gedankens ihren
Wcrth suchte. Irläuiig sind die uns überlieferten Beschrei-
bungen der Bilder von dieser sophistischen Art, dass sich
darin mehr der selbstgefallige Witz des Beschreibenden
als eine ernste Durchdringung des Kunstwerkes geltend
macht; so rühmte man von einem beliebten Bilde des
Parrhasios, welches das athenische Volk, den Demos,
darstellte, dass darin der ganze Charakter des leicht be-
weglichen Volkes dargestellt sei, das Veränderliche,
Jähzornige, Ungerechte, Unbeständige, das Erbittliche,
Milde, Grossherzige, das Uebermüthige und Kleinmüthige,
das Grausame und Leichtsinnige. Wenn wirklich der
Maler die Vereinigung so uridersprechender Eigenschaften
beabsichtigt hätte, so würde gewiss eine sehr unbestimmte
Gestalt, die sich schwerlich so grossen Beifall erworben,
entstanden sein.
Neben diesen beiden ältern Schulen, der athenischen
(oder wie man sie genannt hatte, so lange sie die einzige
des Mutterlandes war, der helladischen) und der ionisohen
erhob sich gegen das Ende dieser Periode einedritte,
die sikyonisehe, also im Peloponnes. Sie scheint in
der Malerei dieselbe Richtung gehabt zu haben, wie die
peloponnesisehe Schule in der Sculptur , auf gelehrte
Richtigkeit und genaue Naturnachahmung. Als ihr Stifter
wird Eupompos angesehen, der als ihn der junge Ly-
syppos fragte, an welchen Meister er sich bei seinen
Studien zu halten habe, ihn auf das versammelte Volk .
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