Zeuxis
und
Parrhasios.
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einer andern Nachricht, den Menschenmaler. Auch hier
scheint daher ein Uebergang in das mehr Menschliche,
Porträtartige, Sentimentale angedeutet zu sein.
Etwas später als diese attische entstand eine an-
dere bedeutende Schule in Kleinasien, die ionische, als
deren Häupter Zeuxis und Parrhasios zu nennen sind.
Bei ihnen scheint denn nun der Reiz der sinnlichen Illu-
sion und des Weichen und Ueppigen entschieden die
[Ieberhand genommen zu haben. Die Anekdote von den
Trauben des Zeuxis, welche den Vogel tauschten, und
von dem gemalten Vorhange des Parrhasios, welchen
sogar Zeuxis selbst fortziehen lassen wollte, wenn sie
auch eine Erfindung oder Ausschmückung sein mag, zeigt
doch, dass beide in der Nachahmung natürlicher Dinge
wetteiferten. Unter den grössern Bildern des Zeuxis
wurde seine Helena als ein Muster weiblichen Reizes,
sein im Kreise andrer Götter thronender Zeus als höchst
grossartig gerühmt. Doch tadelt schon Aristoteles, dass
seinen Gestalten das Ethos, der sittliche Charakter, fehle.
Manche zogen den Parrhasios noch vor; von seinem
Theseus sagte der Maler Euphranor, der denselben Heros
gemalt hatte, der seinige sei mit Rindfleisch, der des
Parrhasios mit Rosen genährt; eine Aeusserung, von der
nicht recht deutlich ist, 0b sie Bewunderung oder 'l'adel
ausspricht, die aber jedenfalls auf eine etwas weichliche
Auffassung hindeutet. Doch wurden auch höchst kräftige
Gegenstände von ihm dargestellt, wie jener gefesselte
Prometheus, zu dessen Darstellung er, nach einem ohne
Zweifel unwahren Gerücht, einen Sclaven als Modell zu
Tode gemartert haben sollte. Bei der Darstellung zweier
Athleten glaubte man bei dem einen zu sehen, dass er
nach dem Laufe schwitze, bei dem andern zu hören,