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Dritte
griech.
der
Periode
Kunst.
waren ß). Das Verdienst dieser Gemälde bestand in der
Auffassung des Charakters einzelner Göttergestalten,
man rühmte an ihnen das Grossartige, das Pathos und
Ethos, den Ausdruck des Leidens oder Ilandelns und der
sittlichen Kraft. Es ist nicht unwahrselurinliell, dass das
leichtere Material der Farbe den grossen Malern in Be-
ziehung auf moralische Charakteristik gestattete , die
plastischen Künstler zu übertreffen. Deshalb nannte Ari-
stoteles den Polygnot den ethischen, den Maler der
Sittlichkeit, und Aelnlliches wird auch von andern Malern
vorzugsweise gerühmt; man legte also auf diese Beziehung
bei der Malerei vorzugsweise Gewicht.
Neben dieser Vollkommenheit in geistiger Beziehung
scheint aber das Technische der Malerei noch sehr un-
vollkommen gewesen zu sein. Plinius bemerkt von
Polygnot, dass er zuerst den Mund der Gestalten zu
öffnen, die Zähne blicken, das Antlitz sich verändern zu
lassen gelehrt habe, und führt es als etwas Merkwürdi-
ges an, dass er die Frauen in hellen Gewändern malte.
Er scheint daher in etwas bewegter Darstellung und in
der Mannigfaltigkeit der Bekleidungen erst den Anfang
gemacht zu haben. WVie sehr aber sein Verdienst aner-
kannt wurde, zeigt, dass die Amphiktyonen ihm das
Recht freier Bewirthung in allen Städten Griechenlands,
eine seltene Auszeichnung, verliehen. Die Weitere Ent-
wickelung dieser attischen Schule, aus der uns noch eine
Reihe von Künstlernamen genannt wird, muss ziemlich
der der Plastik entsprochen haben. Von einem, nur um
Weniges spätem, Maler Dionysius, wird es bemerkt,
dass er zwar im Sittlichen mit Polygnot wetteifere,
jedoch nicht in der Grossheit; man nannte ihn, nach
Bültiger,
Ideen
ZUT
Archäologie.
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