Malerei.
Polygnotos.
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erlangt hatte, zu schmücken, begann auch in öffentlichen
Hallen Malereien zum Genuss der Bürger ausführen zu
lassen. Die Kunst seines Hausfreundes, des Polygnotos,
der nachher als der erste Maler von grosser Bedeutung
berühmt wurde, gab ihm die Mittel und vielleicht den
Gedanken dazu. Eine Schule musste durch solche Un-
ternehmungen sich bilden, und entstand denn auch wirk-
lich. Die berühmtesten dieser Malereien enthielt eine Halle,
welche von ihnen den Namen Poikile, die bunte, führte,
und wo die Einnahme Trojas von Polygnot, der Kampf
der Athener mit Amazonen, die Marathonische Schlacht
und andere Kämpfe von Mikon und Panaenus dargestellt
waren, lauter kriegerische Grossthaten der Griechen und
besonders der Athener, von der Urzeit an bis auf die
neueste Zeit. Ebenso wurden andere Hallen, der The-
seustempel und andere Heiligthümer Athens und der
benachbarten Städte geschmückt. Das ausgedehnteste
und berühmteste YVerk des Polygnct war die Ausmalnng
der Lesche oder Irlalle in Delphi nach den I-Iomerischen
Dichtungen. Hier sah man auf der einen Seite die Ein-
nahme Trojas mit den Mordscenen auf der Burg und der
Abfahrt der griechischen Flotte, auf der andern die KVan-
derung des Odysseus in die Unterwelt, wahrscheinlich
mit Beziehung auf die Lehren der Mysterien. Ans der
ziemlich genauen Beschreibung des Pausanias können wir
mit Sicherheit sehliessen, dass dies nicht etwa grosse,
ineinandergreifende Compositionen waren, wie_ etwa in
unsern Tagen die unsres Meisters Cornelius in dem troja-
nischen Saal der Münchener Glyptothek, sondern dass
sie in einzelnen" Gruppen , ohne eigentlich malerische
Verbindung bestanden. Ja es ist sogar wahrscheinlich,
dass diese Gruppen auf einzelne hölzerne 'l'afeln gemalt